/US-Ärzte warnen: Setzte Kalifornien-Feuer radioaktive Stoffe frei?

US-Ärzte warnen: Setzte Kalifornien-Feuer radioaktive Stoffe frei?

Los Angeles/San Francisco – Die Großbrände in Kalifornien wüten weiter, forderten bislang mindestens 50 Todesopfer. Eine Vereinigung von Ärzten warnte jetzt: Eines der Feuer könnte auch ein ehemaliges Atomreaktor-Versuchsgelände erreicht haben. Sollte das zutreffen, könnte die Luft möglicherweise mit verschiedenen giftigen Stoffen verseucht worden sein!

Das sogenannte Woolsey-Feuer griff demnach auch auf ein Gelände über, auf dem die US-Regierung und verschiedene Privatunternehmen jahrelang verschiedene Tests mit Atomreaktoren, Atomwaffen und Raketentriebwerken durchführten.


Das Bild zeigt den Ort des Atomunfalls von 1959 (Markierung links), die Lage der Umspannstation Chatsworth (Markierung rechts) sowie den mutmaßlichen Ort, wo das Woolsey-Feuer ausbrach (roter Kreis)
Das Bild zeigt den Ort des Atomunfalls von 1959 (Markierung links), die Lage der Umspannstation Chatsworth (Markierung rechts) sowie den mutmaßlichen Ort, wo das Woolsey-Feuer ausbrach (roter Kreis) Foto: Google Earth

Die Vereinigung „Ärzte für Soziale Verantwortung“ (PSRLA) aus Los Angeles verweist auf einen Tweet des Journalisten Stu Mundel vom vergangenen Donnerstag. Darauf ist ein Foto zu sehen, dass das Feuer kurz nach dem Ausbruch zeigt. Laut PSRLA sind die Flammen auf der Aufnahme lediglich 1000 Yards (rund 900 Meter) von der Stelle entfernt, an der sich 1959 ein verheerender Atom-Unfall ereignete.

▶︎ Im Jahr 1959 geriet ein Experiment mit radioaktivem Material außer Kontrolle, es kam zu einer partiellen Kernschmelze – dem schlimmsten atomaren Unfall der US-Geschichte!


In dieser Anlage im Simi Valley wurden seit den 1940er-Jahren verschiedene Atom-Experimente durchgeführt. Das Gelände sollte eigentlich längst von sämtlichen Altlasten befreit sein (Archivfoto von 200
In dieser Anlage im Simi Valley wurden seit den 1940er-Jahren verschiedene Atom-Experimente durchgeführt. Das Gelände sollte eigentlich längst von sämtlichen Altlasten befreit sein (Archivfoto von 2009)Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS

Laut Denise Duffield von der Vereinigung PSRLA sei das Gelände, auf dem der Brand mutmaßlich ausbrach, noch immer stark von Verunreinigungen des Atomunfalls sowie mit weiteren Hinterlassenschaften verunreinigt. Studien brächten das Gelände mit erhöhten Krebserkrankungen in Zusammenhang. Zwar hätte die kalifornische Behörde zur Kontrolle giftiger Substanzen (Department of Toxic Substances Control; DTSC) eine Vereinbarung unterzeichnet, der zufolge das Gelände bis 2017 von sämtlichen Kontaminationen hätte bereinigt werden sollen. Allerdings sei diese bislang ausgeblieben, zudem erwäge die Behörde mittlerweile wesentlich abgemilderte Pläne zur Dekontamination des Geländes.

„Das Woolsey-Feuer hat vermutlich radiologische und chemische Verunreinigungen freigesetzt und verbreitet“, sagte Dr. Bob Dodge, Präsident der PSRLA.

Diese hätten sich zuvor im Boden und in der Vegetation befunden und sich durch das Feuer mittels Rauch und Asche in der Umgebung verteilt. Dodge: „Jede Form von Rauch kann die Gesundheit schädigen. Aber wenn das Gelände, wie versprochen, schon vor langer Zeit gereinigt worden wäre, müssten wir uns zumindest nicht um gefährliche Radionuklide und Chemikalien sorgen.“


Die Feuer haben an vielen Orten verbrannte Erde und Ruinen hinterlassen
Die Feuer haben an vielen Orten verbrannte Erde und Ruinen hinterlassenFoto: Action Press

▶︎ Die Behörden widersprechen den Befürchtungen der Ärzte-Vereinigung. In einer Erklärung teilte das DTSC mit, dass es am Standort des ehemaligen Atomgeländes in Bezug auf das Woolsey-Feuer nichts zu befürchten gäbe. „Unsere Wissenschaftler und Toxikologen haben die Informationen überprüft. Sie glauben nicht, dass durch das Feuer Gefahrstoffe freigesetzt wurden, die ein Risiko für Menschen darstellen.“ Laut dem Sender CBS komme die staatliche Gesundheitsbehörde zu einem ähnlichen Ergebnis. Demnach wurde „keine erkennbare Strahlungsintensität“ in dem fraglichen Gebiet registriert.

Hits: 19