/Handy Ausgewertet – Indizien belasten mutmaßlichen Würth-Kidnapper

Handy Ausgewertet – Indizien belasten mutmaßlichen Würth-Kidnapper

Gießen – Im Prozess um die Entführung von Milliardärssohn Markus Würth (53) deutet immer mehr darauf hin, dass Nedzad A. (48) der Täter ist. Am Mittwoch haben Ermittler Indizien präsentiert.

Die Auswertung von Nedzad A.s Handy hat ergeben, dass es zeitweise in den Funkzellen eingeloggt war, aus denen Anrufe des Erpressers kamen. Der Fuldaer Kriminaloberkommissar sagte, dass auch nach Auswertung aller Spuren nichts gefunden worden sei, was gegen eine Tatbeteiligung des Angeklagten spreche.

Als Grund für die Entführung vermuten die Ermittler Geldsorgen. „Die angespannte Finanzsituation könnte das Motiv gewesen sei“, sagte ein Soko-Mitarbeiter im Prozess. Nedzad A. habe immer wieder Mahnbescheide und Inkassoforderungen bekommen, wegen Schulden und Forderungen in Höhe von einigen Tausend Euro. Die Anwälte des mutmaßlichen Kidnappers erklärten, dass ihr Mandant einen Autokauf zu finanzieren hatte.

Der dramatische Entführungsfall

Am 17. Juni 2015 wurde der behinderte Markus Würth (53) in Schlitz aus einem Wohnheim entführt. Nedzad A. soll drei Millionen Euro Lösegeld von der Familie gefordert haben.

Laut Anklage nahm er dafür mit Markus‘ Mutter Carmen (81) Kontakt auf. Um zu ihr durchgestellt zu werden, habe er als „Dr. Hassan vom Klinikum Fulda“ behauptet, Markus Würth sei schwerverletzt bei ihm eingeliefert worden.


Am 14. März 2018 wurde Nedzad  A. festgenommen
Am 14. März 2018 wurde Nedzad A. festgenommenFoto: Jürgen Mahnke

Zur Übergabe des Geldes kam es nie. Für die sollte Reinhold Würth das Dach seines Autos mit fluoreszierender Farbe versehen. Offenbar wollte der Täter alles von oben überwachen. Samt Lösegeld folgte Reinhold Würth den Anweisungen – bis die Aktion abgebrochen wurde.

Trotzdem kam Markus Würth einen Tag später in einem Wald bei Würzburg frei. Der oder die Entführer hatten eine Mail mit Koordinaten an Würths geschickt. Polizisten fanden das Opfer an einen Baum gekettet. Unterkühlt, aber wohlauf.

Das ist die Familie Würth​

Reinhold Würth (83) brachte das Schrauben-Unternehmen seiner Familie zum Erfolg, ist heute internationaler Marktführer. Die Firma hat rund 75 000 Mitarbeiter.


Familie Würth: Reinhod, Markus und Carmen
Familie Würth: Reinhod, Markus und Carmen Foto: ddp images/MMV

Mit seiner Frau Carmen hat der Milliardär drei Kinder. Eines davon ist der entführte Markus Würth. Nach einer Impfung erlitt der Sohn bereits als Kind eine Behinderung, lebte zuletzt in einem Wohnheim in Schlitz (Vogelsberg).

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