/Chaos Communication Congress in Leipzig: Hacker ist nicht gleich Krimineller mit Kapuzenpulli

Chaos Communication Congress in Leipzig: Hacker ist nicht gleich Krimineller mit Kapuzenpulli

Dass Facebook Daten von Menschen speichert, die nicht einmal ein
Profil auf der Plattform haben, hat sogar Unternehmenschef Mark Zuckerberg zugegeben. Während einer Anhörung vor dem US-Kongress im
April fragte der demokratische Abgeordnete Ben Luján den
Facebook-Gründer nach diesen sogenannten Schattenprofilen. “Im
Allgemeinen sammeln wir aus Sicherheitsgründen Daten von Personen, die
nicht auf Facebook angemeldet sind”, sagte Zuckerberg damals. Allerdings
beantwortete er nicht, um was für Daten es sich dabei handelte.

Die Datenschützer Frederike Kaltheuner und Christopher Weatherhead
wollten es genauer wissen. Sie arbeiten für die britische
Wohltätigkeitsorganisation Privacy International und haben untersucht,
welche Daten verschiedene Apps auf einem Android-Smartphone eigentlich
so an das soziale Netzwerk senden
. Ihre Ergebnisse stellten sie am
Samstagabend auf dem Chaos Communication Congress (CCC) in Leipzig vor.
Ein zentrales Ergebnis: 61 Prozent aller Apps geben Daten an Facebook
weiter, sobald die Nutzerin die App nur öffnet – teils auch sensible
Informationen.

“Die Daten geben Auskunft darüber, welche Apps man nutzt, wann man
sie benutzt, wie man sie benutzt”, sagte Kaltheuner bei der
Präsentation. Als Beispiel dafür nennt die Datenschützerin die
Reisesuchmaschine Kayak: Die Plattform gibt weiter, nach welchen Flügen
Nutzerinnen und Nutzer gesucht haben, aus welchen Städten und wann sie
abfliegen, wohin sie wollen, wie viele Tickets sie gebucht haben, und ob
sie Businessclass oder Economy reisen. Das Problem: Nutzerinnen und
Nutzer können herzlich wenig dagegen tun. Selbst die Personalisierung
auf dem Android-Smartphone abzustellen, half bei dem Test von Privacy
International nicht. Es wurden sogar noch mehr Daten weitergegeben.

Facebook ist Tech-Verlierer des Jahres

Nun mag das einen kaum noch überraschen. Facebook stolperte 2018 ohnehin von einer Krise zur anderen. Würde man den Tech-Verlierer des Jahres küren, hätte das Unternehmen in diesem Jahr
ziemlich gute Chancen auf eine Auszeichnung. Im März berichteten New
York Times
und Observer, dass die Datenanalysefirma Cambridge Analytica
vor der US-Präsidentschaftswahl 2016 illegal Daten von Facebook erworben
und ausgewertet hatte. Daraufhin musste sich Unternehmenschef Mark
Zuckerberg Anhörungen im US-Senat und im EU-Parlament stellen. Später
wurde noch eine eklatante Sicherheitslücke auf der Plattform bekannt,
es gab Berichte über Vertuschungsstrategien bei Facebook und über den
Vorschlag von Zuckerberg, die Daten der Nutzerinnen und Nutzer zu
verkaufen.

Das Unternehmen aus Menlo Park war damit aber nicht allein. Auch
die Konkurrenten mussten sich Fragen gefallen lassen. Google
stand in der Kritik wegen seiner Pläne, eine zensierte Suchmaschine für
China zu bauen. Amazon musste sich rechtfertigen, nachdem öffentlich
wurde, dass der Bewerbungsalgorithmus Frauen diskriminiere
.

Geändert
hat sich nach all diesen Skandalen: wenig. Die Unternehmen wiegelten ab,
redeten die Kritik klein. Nur wenn es gar nicht anders ging,
entschuldigten sie sich auch mal. Managerinnen und Manager blieben. Das
Sammeln von Daten ist geblieben. Es verfestigt sich der Eindruck,
dass sich die Unternehmen nicht wirklich um die Menschen scheren, für
die sie die Produkte angeblich bauen: die Nutzerinnen und Nutzer.

 Es stellt sich die Frage: Geht es in der IT-Branche auch anders?

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