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Wohnungsbau: Höher, schneller, größer

Über eine Million Wohnungen
fehlt in den deutschen Großstädten, schätzen Immobilienexperten. Obwohl immer
mehr Menschen in die Ballungszentren ziehen, wird noch immer viel zu wenig
gebaut. Die Republik erlebt zurzeit zwar den größten Bauboom seit 20 Jahren,
doch der stößt an eine natürliche Grenze: Die Grundstücke in den Städten sind längst
knapp. Wie kann man also dennoch neuen Wohnraum schaffen? Indem man
in neuen Dimensionen denkt und über bisherige Grenzen hinaus. Die Ideensammlung, wie das aussehen kann, ist Teil des Schwerpunkts Wohnen von ZEIT ONLINE.

1. Stockwerke auf bestehende Häuser setzen

Die vielen Häuser mit
Flachdächern und die Wohnhäuser, die eine Etage kürzer sind als
die Nachbargebäude, bieten enorm viel Potenzial. Rund 580.000 Häuser in
deutschen Großstädten eignen sich, um sie um eine zusätzliche Etage aufzustocken,
haben Forscherinnen und Forscher der TU Darmstadt ausgerechnet. So könne man
schnell rund 1,1 Millionen neue Wohnungen schaffen – dort, wo sie dringend
gebraucht werden, in Großstädten und Universitätsstädten. Und die Rechnung
bezieht sogar nur die Häuser ein, die einzelnen Privateignern gehören, nicht
mehreren Besitzern, Besitzerinnen oder Unternehmen.

Die Aufstockungen wäre schnell
möglich, weil die Kommunen bei der Genehmigung “planerische
Ermessensspielräume” nutzen können. Schließlich geht es bei solchen
Nachverdichtungen im Bestand nicht darum, dass neue Flächen versiegelt werden,
sich Nutzungsarten ändern oder erst geprüft werden muss, ob sich ein Neubau in
die Umgebung einpasst.

Bisher entsteht nur jede zehnte neue
Wohnung tatsächlich als Erweiterung oder Nachverdichtung. Gerade viele Altbauten aber eignen sich fürs Aufstocken, finden die
Forscher der TU Darmstadt: Sie wurden im Krieg teilweise zerstört, danach aber nicht in
ihrer ursprünglichen Höhe wiederaufgebaut, zum Beispiel, wenn das Dachgeschoss
ausgebrannt war.

Statikern zufolge ist es
unproblematisch, Flachdächer zu bebauen, wenn das mit Holz geschieht. Es ist
sogar günstig: So hat es eine Wohnungsbaugenossenschaft selbst in München
geschafft, eine Zusatzetage zu schaffen, in der jetzt Wohnungen für rund elf
Euro pro Quadratmeter vermietet werden. Das liegt hier weit unterhalb des
durchschnittlichen Neuvermietungspreises von 17 Euro – und erst recht unter den
Neubaumieten von 25 Euro.

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