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Schlafforschung: Ist dieses Zucken vor dem Einschlafen normal?

Wir sprechen im Schlaf, wachen auf ohne es zu merken – und kommen in fremden Betten in der ersten Nacht nicht zu recht. Woran liegt das? Fünf Fragen zum Schlaf

28. Dezember 2018, 20:09 Uhr

Was wir ein Drittel unseres Lebens machen? Schlafen! Jedenfalls wenn’s gut läuft. Warum tut der Mensch es überhaupt, wie viele Stunden sind genug und was hilft, wenn wir nicht einschlafen können und morgens wie gerädert aufwachen? All diesen Fragen widmet ZEIT ONLINE den Schwerpunkt “Besser schlafen”.

Lieben Sie es, an all den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr
auszuschlafen? Pfeifen Sie da auf die anderen, die sich mit ihrem Kurzschlaf
brüsten? Genießen Sie diesen Schlaf und die gute Laune, die er macht? Kommt
Ihnen dabei wieder einmal in den Sinn, wie erstaunlich es doch ist, was wir da
Tag für Tag erleben – und ein paar ureigene Fragen außerdem? Fünf davon beantwortet unsere Schlafexpertin für Sie.

Warum zucken wir vorm Einschlafen?

Das Gehirn ist ständig elektrisch aktiv, im Wachen arbeitet es schnell,
im Schlaf langsam. Wenn es einschläft, verlangsamt sich die Aktivität – nicht
plötzlich, sondern schleichend. Im Einschlafprozess pendelt das Gehirn eine Weile
zwischen entspanntem Wachsein und leichtem Schlaf hin und her. Ganz ähnlich verhalten sich die Muskeln. Auch von ihnen spannen sich einige ab und zu wieder
an, und zwar ungezielt und sehr kurz: So entstehen die typischen Einschlafzuckungen, die viele wohl schon mal bemerkt haben. Zwei von
fünf Erwachsenen erleben solche Zuckungen regelmäßig, nicht vor, sondern
während des Einschlafens. Bei einigen neurologischen Erkrankungen
kommen sie etwas häufiger vor (Sleep
Medicine
: Chiaro et
al., 2016
) – insgesamt sind sie aber ungefährlich.

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Ist es normal, dass wir nachts aufwachen und nicht mehr einschlafen können?

Wir alle wachen mehrmals pro Nacht für Sekunden oder auch
Minuten auf. Das merken wir normalerweise nicht, ärgern uns deshalb nicht darüber, können es
aber auch nicht im Gedächtnis speichern. Am Morgen sind wir überzeugt, durchgeschlafen zu haben. Längere Aufwachepisoden nehmen wir schon häufiger wahr. Auch die sind meist zwar gesundheitlich unproblematisch, wir erleben den Schlaf dann aber
trotzdem als unterbrochen. Schwieriger wird es, wenn jemand sehr oft länger als
30 Minuten nicht mehr einschlafen kann. Das kann sich zu einer
Durchschlafstörung entwickeln (mehr dazu in Crönlein: Schlafen können,
2018
). Es hält auch zuverlässig wach, darüber
nachzugrübeln,
dass man wach ist.

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Wenn wir im Schlaf reden, wieso erinnern wir uns morgens nicht dran?

Manche Menschen sprechen ab und zu im Schlaf. Woran das liegt,
ist nicht ganz klar. Was man weiß: Zwei von drei Personen (Sleep Medicine: Bjorvatn et al., 2010)
tun es irgendwann im Leben, doch das Verhalten endet häufig mit der Kindheit. Etwas mehr Männer
als Frauen sprechen im Schlaf, Menschen mit psychiatrischen Problemen doppelt
so häufig wie andere. Mehr als die Hälfte der Äußerungen ist sinnfrei – dazu zählen Lachen oder unverständliches Gemurmel. Der Rest sind echte Wörter oder Sätze, das häufigste
Einzelwort ist “nein” (Sleep: Arnulf et
al., 2017
). Das Phänomen des nächtlichen Redens zählen Schlafforscherinnen und -forscher zu den Arousal- oder
Aufwachstörungen, bei denen nicht alle Areale des Gehirns richtig schlafen. Ganz wach wird
man dabei aber nicht und so fehlt später dann auch die Erinnerung.

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Schlafen wir in fremder Umgebung schlechter?

Im Schlaflabor ist es Basiswissen: Dort schlafen fast alle
Versuchspersonen in der ersten Nacht physiologisch auffällig schlecht. Das hat sogar einen
Namen: First night effect (FNE – Psychophysiology: Agnew et al.,
1966).
In dieser  ersten Labornacht ist der Schlaf kürzer und flacher und enthält viel mehr
wache Zeiten. Das liegt an der fremden Umgebung und an den Kabeln, die am Kopf
kleben.

Ab der zweiten Nacht ist das vorbei. Und
ganz ähnlich ist es auch anderswo,
falls Bett und Zimmer schlaffreundlich sind. Ob
daheim, zu Gast bei anderen oder im Hotel: Ist es im Raum zu laut, zu
hell oder zu heiß, dann schlafen wir schlechter. Für Menschen,
die ohnehin schon Schlafprobleme haben,

kann es auch anders sein. Sie schlafen in
der ersten Nacht zumindest im
Schlaflabor oft sogar besser (Journal of
Sleep Research
: Hirscher et
al., 2015
).

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Brauchen wir im Winter mehr Schlaf?

Unsere innere Uhr schwingt parallel zur
Erdumdrehung, allerdings nur ungefähr, weshalb Franz Halberg 1959 den Begriff “circadianer Rhythmus” prägte (von Lateinisch circa für ungefähr oder auch um herum und dies, Tag). Doch
praktisch muss der Schlaf-Wach-Rhythmus genau 24 Stunden dauern. Der Grund dafür sind die Zeitgeber, allen voran die Sonne. Nun schläft man traditionell im
Nord-Winter länger als im Sommer und das scheint tatsächlich damit zusammenzuhängen, dass die Sonne im Winter weniger Stunden scheint. Das belegt jetzt erstmals ein Experiment aus dem Schlaflabor mit
künstlichem Licht: Je länger es dort im Lauf von 24 Stunden hell
war, desto kürzer schliefen
die Versuchspersonen (Current
Biology
:
Stothard et al., 2017
). Parallel dazu hatte
ihre Zirbeldrüse
im Gehirn weniger Melatonin produziert. Melatonin ist das
Dunkelhormon und reguliert unsere Schlafbereitschaft.

Alles rund um den Schlaf, unsere innere Uhr und Neues aus der Schlafforschung lesen Sie auf dieser Seite.

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