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Iwan Turgenjew: Mit der Ferse im Nacken

Zum 200. Geburtstag von Iwan Turgenjew entdecken wir einen menschenfreundlichen Giganten, der hemmungslos melancholisch sein konnte.

24. Dezember 2018, 19:33 UhrEditiert am 24. Dezember 2018, 19:33 Uhr

Iwan Turgenjew: Bei der Jagd – auf einem Gemälde von 1879 (Ausschnitt)

Iwan Turgenjew bei der Jagd – auf einem Gemälde von 1879 (Ausschnitt)
© akg-images

Es gibt in Iwan Turgenjews Welt keinen Winter. In all seinen Werken, in
den berühmten Romanen
Adelsnest
oder
Väter und Söhne,
seinen zahlreichen
Erzählungen, blüht es meistens, manchmal ist die Hitze so stark, dass Verliebte eine schattige
Ecke aufsuchen und dort zuverlässig stockend nach Worten suchen. Die langen, unerbittlichen
Winter des Ostens werden zumeist übergangen, es geht in dieser Traumlandschaft so lieblich zu
wie an der Côte d’Azur. Nur selten gibt es die “grimmige Stille wolkenloser Fröste”, die “wie
von Bissen geröteten Gesichter”, “den eiligen Trab durchgefrorener Pferde”. Es scheint, als
sei nur in den kurzen, warmen Jahreszeiten überhaupt eine Handlung oder Gemütsregung denkbar,
in der rasch dahinschwindenden Zeit vor der eisigen Erstarrung.

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