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Erinnerungen: Die wohlige Decke der Nostalgie

Der Blick zurück kann uns wärmen, wenn die Welt kalt ist.

24. Dezember 2018, 16:56 UhrAktualisiert am 24. Dezember 2018, 16:56 Uhr

Erinnerungen: Eine wohlwollende Rückschau kann helfen, für sich zu klären, was wirklich wichtig sein soll in den Zeiten, die kommen.

Eine wohlwollende Rückschau kann helfen, für sich zu klären, was wirklich wichtig sein soll in den Zeiten, die kommen.
© Archive Photos Creative/Getty Images

Ganz, ganz früher galt Nostalgie als eine Krankheit. Im 17. Jahrhundert
wurde mit dem Begriff dieser zerrende Schmerz beschrieben, der Menschen beim Gedanken an die
ferne Heimat befällt. Damals sollen einige Leidende sogar an “Heimwehe” gestorben sein. In
unserer Jetztzeit, in der junge Leute oft schnell das Elternhaus verlassen, um in der Ferne zu
studieren oder ihre Liebe zu finden, hat die Nostalgie ihren räumlichen Aspekt meist verloren:
Home is where my heart is.
Heute schaut man nostalgisch auf alte Zeiten zurück,
statt auf Orte, vor allem auf die Jugendjahre. Und das heißt zumeist: Man verklärt sie so
lange, bis ein warmes Erinnern in einem glimmt. Wie ein kuscheliges Feuerchen an kalten Tagen.
Dann beamt man sich in die Sechzigerjahre hinein, ist wieder jung, tanzt in Hippie-Klamotten –
und vergisst, dass Frauen ohne Erlaubnis damals nicht mal ein Bankkonto eröffnen durften.
Einige hören Achtziger-Pop, fühlen sich wieder frisch und verdrängen Aids, Waldsterben und
Helmut Kohl. Andere träumen sich zurück in die Zeit, als es die DDR noch gegeben hat und
ergehen sich in Ostalgie.

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