/Besuch bei Berlins “Kleinem Prinzen”

Besuch bei Berlins “Kleinem Prinzen”

Fast jeder hat ihn irgendwann einmal gelesen oder zumindest vorgelesen bekommen, den „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry. Die Schauspieler Nanda Ben Chaabane und Lorenz Christian Köhler verbindet mit dieser Erzählung aber weit mehr als eine Kindheitserinnerung oder der Gedanke an ein gefühlvoll geschriebenes Buch, das den meisten erst im Erwachsenenalter ganz verständlich wird.

Das Ehepaar hat sich über dieses Thema kennengelernt, als Ben Chaabane für eine Lesung in Altenheimen unter dem Titel „Der Kleine Prinz“ Schauspieler suchte. Kurz darauf beschlossen sie, das Stück auf die Bühne zu bringen. Seit 14 Jahren spielen die beiden nun gemeinsam in ihrer eigenen Inszenierung, die auch diese Saison wieder seit dem 21. Dezember und noch bis 13. Januar im Admiralspalast zu sehen ist.

Köhler spielt den Piloten, der den Kleinen Prinzen, gespielt von Ben Chaabane, erzählt. Wer die Geschichte kennt, weiß, dass sich die beiden in der Sahara kennenlernen. Der Kleinen Prinzen musste seinen winzigen Heimatplaneten verlassen und reist nun durch den Weltraum. Dort begegnen ihm immer wieder Menschen, die durch Macht oder Habgier geblendet sind und sich nur für sich selbst interessieren. Durch seine kindlich-naiven, aber letztlich doch klugen Fragen entlarvt der er die schlechten Eigenschaften der Erwachsenen und regt damit zum Nachdenken über Werte wie Empathie, Ehrlichkeit und Freundschaft an.

Gespräche mit dem Pfefferberg Theater

Die Planetenbewohner, die der Kleine Prinz trifft, werden in der Inszenierung als Videoprojektionen an die Wand gestrahlt. Dafür konnten die beiden Theaterleute bekannte Schauspieler gewinnen: Armin Rohde etwa mimt den Eitlen, Horst Krause den Säufer und Bruno Ganz den Geograf, der sich nicht von seinem Schreibtisch wegbewegen will. Dabei dürfen die Schauspieler natürlich nicht ihren Text vergessen – die Projektionen sind Filmaufnahmen, es ist also keine echte Interaktion zwischen den Darstellern möglich. Die Tiere, wie zum Beispiel die schlaue Schlange, die dem Prinzen helfen will, auf seinen Planeten zurückzukehren, werden mit Puppen gespielt.

Ben Chabaane spielt den gestrandeten Prinzen.Foto: Promo

Nach einigen Jahren im Tränenpalast finden die jährlichen Vorstellungen seit 2008 im Admiralspalast statt, diese Saison jedoch zum letzten Mal, weil das Studio schließt, in dem die Inszenierung bisher Platz fand. Das bedeutet aber kein Ende für ihre Inszenierung, denn Chaabane und Köhler sind mit dem Pfefferberg Theater in Prenzlauer Berg über Pläne fürs nächste Jahr im Gespräch.

Obwohl es in der Wüste spielt und eigentlich keine Bezüge zu dem hat, was man bei uns mit Weihnachten verbindet, hat sich das Stück mittlerweile zu einem echten Berliner Weihnachtsklassiker gemausert. Viele Familien kämen jedes Jahr, um traditionsgemäß „Den Kleinen Prinzen“ zu sehen, sagt Köhler. Und damit geben sie auch etwas ab: Ein Teil der Einnahmen geht an ein Unicef-Projekt im Sudan, über die Jahre seien damit an die 150 000 Euro zusammengekommen.

„Auch die anderen Darsteller und Musiker bringen manchmal ihre Kinder mit“

Chaabane und Köhler leben selbst auf ihrem eigenen kleinen Planeten. Ein Planet der perfekten Familienidylle, mit vier Kindern, einem zutraulichen Hund und einer alten Remise mit Blick auf den Großen Wannsee. Dabei wirken die beiden total entspannt – und alles andere als weltfremd. Ihnen ist bewusst, welch großes Glück sie haben, dass sie Job und Familie auf diese Weise miteinander vereinbaren können. Dass sie nicht, wie viele andere Schauspieler, ständig die Stadt verlassen müssen, dass sie die Kinder einfach mit zu den Auftritten nehmen können.

„Wir machen das ein bisschen wie im Zirkus“, sagt Chaabane und lacht, „auch die anderen Darsteller und Musiker bringen manchmal ihre Kinder mit.“ Neben dem gemütlichen Wohnzimmer befindet sich ein Proberaum mit einer kleinen Bühne, der zur Theatercompany Drehbühne gehört. Die hat das Paar 2004 gegründet und versucht, vor allem Stoffe zu inszenieren, die wie „Der kleine Prinz“ generationenübergreifend funktionieren, die also nicht nur für Kinder oder Erwachsene interessant sind, sondern für alle. „Das fehlt in Berlin ein bisschen“, sagt Köhler, „hier gibt es Jugendtheater, da gehen Schulklassen rein, dann gibt es noch die etablierten Theater, die sind aber nichts für Kinder.“

Ein Stück liegt ihnen dabei besonders am Herzen, es ist ein eigenes, für das sie seit Jahren versuchen, eine Förderung zu bekommen und immer wieder scheiterten. Das Stück heißt „Mauerland“ und setzt sich mit der DDR-Thematik und mit Grenzen im Allgemeinen auseinander. Eine Mauer soll sich auch durchs Publikum ziehen, Familie und Freunde trennen und den Zuschauern für eine Weile vermitteln, wie es sich anfühlt, wenn da plötzlich eine Grenze ist, die man nicht überwinden kann.

Wie schwierig solche Themen bei Berlins Kulturförderung durchzubringen sind, habe man ja am DAU-Projekt gesehen, sagt Köhler. Die Künstler wollten einen 800 Meter langen Nachbau der Mauer durchs Herz Berlins ziehen, kamen mit ihrem kontrovers diskutierten Vorschlag jedoch nicht durch. „Es gibt offenbar große Vorbehalte von der Politik, sich künstlerisch zu diesem Thema zu äußern“, sagt Köhler.

2019, zum 30-jährigen Mauerfall-Jubiläum, wollen sie es noch mal versuchen. Das Stück soll, wenn sie Erfolg haben, in der Alten Münze aufgeführt werden. Bis dahin geht das Paar drei Wochen seiner eigens geschaffenen Weihnachtstradition nach und schüttet im Admiralspalast Sand auf die Bühne – für Wüstenfeeling im Dezember. Vielleicht ist das Stück auch daher so beliebt im kalten Berlin.

Nächste Vorstellungen am 25., 26., 27., 28. und 29. Dezember jeweils um 15 Uhr und 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen bis 13. Januar. Infos und Tickets unter www.drehbuehne-berlin.de.

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