/Manufactum: “Wir taugen nicht als Statussymbol”

Manufactum: “Wir taugen nicht als Statussymbol”

Manufactum wurde 1987 gegründet – vier Jahre, nachdem die Grünen erstmals in den Bundestag eingezogen waren. 2008 hat Gründer Thomas Hoof das Unternehmen an die Otto-Gruppe verkauft. Hoof
verlegt nun neurechte Literatur
, Manufactum
hat sich ausdrücklich von
ihm distanziert. Inzwischen stehen in elf Städten in Deutschland und Österreich Manufactum-Kaufhäuser,
das Unternehmen verkauft zudem immer mehr Produkte online. Damals wie heute profitiert es von dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. Kann
bewusster Konsum die Welt verbessern? Oder ist er am Ende auch nur ein profitables Geschäft? Ein Gespräch mit Geschäftsführer Max Heimann

ZEIT ONLINE: Herr Heimann, selbst Chemiekonzerne und
Waffenhersteller geben inzwischen Nachhaltigkeitsberichte heraus. Kann man sich
mit diesem Wort überhaupt noch abheben?

Max Heimann: Das ist schwierig. Wir haben aber nie explizit mit
Nachhaltigkeit geworben, sondern mit Produkten, die langlebig und reparierbar
sind. Das verstehen wir als nachhaltig.

Manufactum: Geschäftsführer Max Heimann

Manufactum-Geschäftsführer Max Heimann
© PR: Manufactum

ZEIT ONLINE: Wenn Ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist, warum verkaufen
Sie dann nicht nur fair gehandelte Bio-Produkte?

Heimann: Manche Zertifizierungen sind sinnvoll und dann nutzen wir sie
auch. Aber viele unserer Lieferanten sind so klein, dass sie die Bürokratie überfordern
würde, die für diese Zertifizierungen notwendig ist. Wir überzeugen uns lieber
vor Ort davon, dass es kleine handwerkliche Betriebe sind, bei denen wir die
Wertschöpfungskette mit einsehen können.

ZEIT ONLINE: Einige Kundinnen und Kunden misstrauen Bio-Lebensmitteln,
weil sie nicht glauben, dass die Standards eingehalten werden. Warum sollten sie Ihnen mehr vertrauen als einer gesetzlich geregelten Zertifizierung?

Heimann: Wir versuchen, so transparent wie möglich zu sein. Wir
zeigen bei Veranstaltungen in unseren Warenhäusern, wie die Handwerker ihre Produkte
fertigen, zum Beispiel Handschuhe oder Messer. Und unsere Bäckereien sind alle
offen: Man sieht, wie der Teig geknetet wird und in den Ofen kommt. Außerdem
statten wir unseren Lieferanten regelmäßig Besuche ab.

ZEIT ONLINE: Bei Produkten aus dem Ausland, zum Beispiel Kakao,
stelle ich mir das schwierig vor.

Heimann: Ein Kollege ist mit Schokoladenmanufakturen um die Welt
gereist, um sich den gesamten Herstellungsprozess anzusehen. Man kann sagen:
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Aber natürlich können wir nicht jeden
unserer 2.000 Lieferanten permanent kontrollieren.

ZEIT ONLINE: Sind Ihre Produkte klimaneutral?

Heimann: Wir versuchen, lokale Produkte anzubieten. Wir wollen
Verpackungsmaterial reduzieren. Insgesamt sind wir da aber noch nicht so weit,
wie wir gerne wären.

ZEIT ONLINE: Sie bieten auch Wurst und Käse an – obwohl die meisten
tierischen Produkte umweltschädlicher sind als vegane Produkte.

Heimann: Vegan heißt nicht gleich nachhaltig. Wir achten beispielsweise
sehr darauf, welche Lebensmittel wir verwenden. Aber in unserer Gastronomie
würde aufgrund der Wurst- und Käsewaren vegan nicht funktionieren. Bei Manufactum brot&butter steckt das schon im Namen. Ich möchte lieber ein reines Produkt
anbieten, als allein den veganen Trend zu bedienen. In Bezug auf Nachhaltigkeit
ist es uns wichtiger, dem Kunden transparent
die verwendeten Zutaten eines Produktes aufzuzeigen.

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