/Weihnachten: Der Gesprächsguide für die Feiertage

Weihnachten: Der Gesprächsguide für die Feiertage

Es ist einfach keine gute Idee: eine zu große Menge Menschen auf zu engem Raum zusammenzupferchen und ihnen dann ein Fest der Liebe abzuverlangen. Noch dazu nach dem Arbeitsstress der letzten Tage, den Weihnachtsfeiern, den vergeblichen Versuchen, aus Amazon-Kundenrezensionen schlauer zu werden. Am liebsten wäre man mal ein bisschen allein mit sich, aber das würde die Familie nicht dulden. Damit zumindest vordergründig Harmonie herrscht, empfehlen wir diese zehn unverfänglichen, jedoch kommunikativ ergiebigen Themen für die Weihnachtstage. Aber auch ihr Gegenteil – falls jemand in die Flucht geschlagen werden möchte.

1. Ornithologie
Ob Heckenbraunelle oder Indianermeise – das sind doch possierliche Gesellen, die Laune machen. Und wenn der alleinstehende Onkel von seinem Feldwaldwiesenhobby berichten kann, ist er wenigstens leidlich unterhaltsam. Vom Aussterben bedrohte Vogelarten müssen aber draußen bleiben, das führt nur zu Weltuntergangsstimmung. “Ich habe schon ewig keine Feldlerche mehr vernommen” – von diesem Gesprächsweg müssen wir ihn abbringen, zur Not mit Rum.

2. Kunst im öffentlichen Raum
Ein Thema, bei dem sofort Einvernehmen herrscht. Denn alle verabscheuen Skulpturen, die in der Fußgängerzone im Weg stehen. Und alle lieben es, wenn auf grauer Städte Mauern plötzlich farbenfrohe Wandgemälde erstrahlen. Und wir wissen ja alle: Konsens ist an Weihnachten König.

3. Synchronschwimmen
Oder Krav Maga. Oder Quidditch. Oder Kopfballtennis. Oder Einradhockey. Oder Tamburello oder andere Sportarten, die so interessant sind wie Säbelzahntiger. Fußball also nicht.

4. Tote Haustiere
Haben alle gute Erinnerungen dran. Denn merke: Die Zeit heilt alle Bisswunden.

5. Die erweiterte Familie
Die Cousine zweiten Grades hat sich doch die Brüste machen lassen, und der missratene Sohn von Tante Waltraud wurde im Botanischen Garten der Uni Tübingen mit Crystal Meth erwischt: Familie ist ein perfektes Gesprächsthema – zumindest der Teil von ihr, der Heiligabend draußen bleibt. Denn eins ist klar: So schlimm wie die bucklige Verwandtschaft sind wir bei allen Essstörungen, Wutanfällen und Streits um schief gewachsene Nadelbäume nicht. 

6. Früher!!!
Früher, als die Schneeflockenköpfe noch dick wie Wellensittiche waren, war vielleicht nicht alles besser, aber früher, als auch noch die Beatles vor Dinosauriern aufgetreten sind, waren die Konflikte von heute Schnee von morgen. Wichtig: Das Gespräch muss natürlich weg von ollen Kamellen à la “Als du klein warst, hast du ja immer …” Hier helfen gezielte Fragen: Mama, wann hattest du deinen ersten Filmriss? Natürlich können auch die Eltern das Gespräch eröffnen: Lieber Sohn, ich habe mich damals immer gefragt, wer dir so schlechtes Gras verkauft hat? 

7. Die Beatles
Mag jeder, bis heute. Geht mit Ex-Spex-Autoren (zu denen müssen wir dieses Jahr besonders nett sein) und nostalgischen Omas gleichermaßen. Toll. 

8. Weihnachtsgottesdienst
Immer weniger Leute gehen an Weihnachten in die Kirche. Aber die verpassen was! Noch die zerstrittensten Familien starten mit Frieden und Harmonie in die heilige Nacht, wenn sie eine zermürbende Predigt, ein chaotisches Krippenspiel und die verwitterten Klänge eines schlechten Posaunenchors durchlitten haben. Hinterher lässt sich nämlich gepflegt vom Leder ziehen, nichts ist munterer als der kollektive Verriss. Dazu empfiehlt sich ein Gläschen Sekt in der Küche, dann geht’s hochgestimmt zur Bescherung. 

9. Apps
Es lebe der technische Fortschritt! Lange her, dass erwachsene Männer in unfassbar öden Dialogen Zoom- und Pixelzahl ihrer Camcorder verglichen und damit alle am Kaffeetisch genervt haben. Stattdessen zeigen sich Cousins und Cousinen ihre Errungenschaften aus dem App-Store. Da lässt sich viel lernen, kichern und den umherlaufenden Erwachsenen Hasenohren aufsetzen. Wem die Interaktion irgendwann zu viel wird, der sagt einfach: “Ich muss das mal runterladen und allein rumprobieren.” Und hat himmlische Ruh. 

10. Krankheiten
Spätestens, wenn Tante Irmgard der kreischenden Runde beim Eierlikör eröffnet, beim Frauenarzt habe sie neulich … ja, dann ist endlich richtig Weihnachten.

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