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Popkultur ohne Ende

Bedeutungsverlust, gar Untergang des Pop-Journalismus, heftiger Wandel in der Branche durch das alles beherrschende Internet – die Abgesänge waren schnell geschrieben, als im Oktober die Nachricht herauskam, dass die Musik-Zeitschrift „Spex“ nach 38 Jahren eingestellt wird. Am nächsten Donnerstag erscheint die letzte Ausgabe des gedruckten Popkultur-Magazins. Ganz sterben wird die Marke allerdings nicht. Ab Februar soll es online weitergehen, teilte die „Spex“ auf ihrer Website mit.

Letztlich habe es zwei Möglichkeiten gegeben, auf den jüngsten Einschnitt zu reagieren. „Wir hätten uns bequem darüber beschweren können, dass das vermaledeite Internet uns die schönen Jobs wegfrisst, mit seiner Gleichzeitigkeit jegliche Pop-Kritik obsolet macht und überhaupt alles beschissen ist. Oder eben den neuen Vorzeichen entgegen zu treten, zum beherzten Sprung ins Ungewisse anzusetzen und einen Vorschlag zu formulieren, wie relevanter, unabhängiger Journalismus in Zeiten des Glasfaserkabels aussehen kann.“

Der „Spex“ habe sich für die zweite Variante entschieden, da es „weiterhin eine Stimme braucht, die abseitigen, marginalisierten, diskriminierten und aufrührerischen Positionen in Pop und Gesellschaft zu Gehör verhilft“. Kopf des digitalen „Spex“ ist Dennis Pohl. Man arbeite bereits mit allen verfügbaren Köpfen an einer neuen Gestaltung, an frischen Audioinhalten, an mehr Raum für Tiefe und jeder Menge anderen Formaten, die die besten Seiten des Printmagazins ins Internet übertragen und erweitern werden. Finanziert wird mit Abomodell: Ein Jahresabo kostet 24 Euro, ein Halbjahresabo 15 Euro. Damit können die Nutzer alles lesen und hören, inklusive aller Heft-Inhalte der vergangenen 38 Jahre.

Man glaube weiter daran, so Pohl, dass Pop-Journalismus mehr sei als eine halbe Feuilletonseite. “Daran, dass in der Popkultur weiterhin der verlässlichste Seismograf gesellschaftlicher Tektonik liegt. Und daran, dass wir in diesen Zeiten weniger Angst brauchen – und mehr Lärm.”

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