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Kochbücher 2018: Was essen Assassinen?

Jimi Blue Ochsenknecht hat seit Kurzem sein eigenes Kochbuch im Handel – und das sagt viel über die Branche aus. In Kochen ist easy kann man also nachlesen, wie der Schauspieler und Musiker Caesar Salad (“super Essen nach dem Sport”) und Ratatouille (“entscheidend ist das Abschmecken am Ende”) zubereitet. Die mit solchen Weisheiten garnierten Rezepte sind hier sicher nicht das Kaufargument. Die Homestory-Fotos des 26-Jährigen schon.

Im übersättigten Kochbuchmarkt ist jede Fangemeinde eine Zielgruppe. In den vergangenen Monaten sind unter anderem erschienen: ein Harry-Potter-Backbuch, ein Rapper-Kochbuch und ein Kochbuch der Bruderschaft der Assassinen (für Fans des Computerspiels Assassin’s Creed). Auch besondere Bedürfnisse bringen besondere Kochbuchlektüregewohnheiten mit sich, deshalb sind in diesem Jahr beispielsweise auch ein Arthrose-, ein Divertikel- und ein Histaminintoleranz-Kochbuch herausgekommen.

Der Kochbuchmarkt in Deutschland ist über Jahre stetig gewachsen. Rund 2.000 Titel erscheinen jährlich. Zum ersten Mal seit langer Zeit aber zeichnet sich nun ein Gegentrend ab. Um elf Prozent ist der Umsatz mit Büchern aus der Warengruppe Essen & Trinken dem Marktforscher Media Control zufolge 2018 eingebrochen. Könnte daran liegen, dass es mit den Megatrends Grillen, Smoothies und vegane Küche vorbei ist. Generell werden Trends heute mit  bemerkenswerter Effizienz ausgeschlachtet: Bowls, One Pot und Meal Prep, Kochen mit dem Thermomix, ohne Gluten, Laktose oder Kohlenhydrate, so etwas läuft gerade bestens. 15 neue Kochbücher mit Poké Bowls und Buddha Bowls listet Amazon allein für die letzten drei Monate auf. Die zahlreichen Fernsehköche werfen auch noch jeweils mindestens ein Buch pro Jahr auf den Markt. Jamie Oliver ist in den Top Ten der meistverkauften Culinariatitel 2018 gleich zweimal vertreten.

Der größte Kochbuchhype dieses Jahres, Salz. Fett. Säure. Hitze. von Samin Nosrat, beweist, dass noch Innovation bei Kochbüchern möglich ist. Das Original konnte sich 2017 ganz oben in der New-York-Times-Bestsellerliste in der Kategorie Sachbücher behaupten, inzwischen gibt es eine Netflix-Dokuserie dazu. Das illustrierte Kochbuch der US-Amerikanerin ist keine Rezeptsammlung, sondern eine Mischung aus Grundlagenwissen und einer Philosophie des Kochens, erzählt anhand von Nosrats Lebensgeschichte und Erfahrung als Köchin – beides fließt ineinander in der Erinnerung an die Küche ihrer Kindheit, geprägt von der iranischen Herkunft der Eltern. Rezepte gibt es auch, aber in erster Linie kann man das Buch von vorn bis hinten durchlesen und dabei lernen, wie Salz Geschmack vertieft und Fett ihn intensiviert und Gerichten neue Texturen gibt, wie Säure Süßes, Salziges, Stärkehaltiges oder Fettes ausbalanciert, und wie man beim Garen mit Temperaturen spielt. Wer Nosrat liest, macht eine Art Achtsamkeitstraining für die Küche.

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