/Gleichberechtigung: Digitalisierung trifft vor allem schlecht bezahlte Frauen

Gleichberechtigung: Digitalisierung trifft vor allem schlecht bezahlte Frauen

Männer und Frauen sind gleichberechtigt – das steht zwar seit bald 70 Jahren in der Verfassung, die Lebensrealität sieht aber anders aus. Weder in der Politik noch in Wirtschaft oder Wissenschaft sind Frauen gleichberechtigt an der Spitze vertreten. Trotz Quote und vieler politischer Bemühungen ist der Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland zuletzt leicht gesunken und beträgt laut Statistischem Bundesamt 29 Prozent. Weltweit sind es 34 Prozent, und so landet die Bundesrepublik im neuen Ranking des Weltwirtschaftsforums zum Stand der Gleichberechtigung nur noch auf Platz 14. Im Vorjahr kam Deutschland noch auf den zwölften Platz. 2006, im ersten Jahr des Reports, war es noch der fünfte Platz.

Allerdings stellt der diesjährige Global Gender Gap Report auch fest, dass sich der Stand der Gleichberechtigung insgesamt auf der Welt leicht verschlechtert hat. So ist die Kluft zwischen Männern und Frauen weltweit betrachtet zu 68 Prozent geschlossen, das sind 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Das Weltwirtschaftsforum analysiert vier Faktoren für seine Untersuchung: die wirtschaftliche Chancengleichheit, die politische Mitwirkung, das Bildungsniveau sowie den Zugang zu medizinischer Versorgung und Hygiene beziehungsweise die Lebenserwartung von Männern und Frauen in einem Land. Es wird aber nicht betrachtet, auf welchem Entwicklungsniveau sich ein Staat befindet. So kommt es, dass ärmere Länder wie Nicaragua (5. Platz), Ruanda (6. Platz) und Namibia (10. Platz) im Ranking vor der Bundesrepublik landen.

Der Studie zufolge hat sich besonders in Krisen- und Kriegsregionen der Zugang zu Gesundheit, Bildung sowie politischer Mitwirkung für Frauen verschlechtert. Daher belegen Syrien, Irak, Pakistan und der Jemen die letzten Plätze im Ranking.

In anderen Ländern, vor allem boomenden Schwellenländern und im Westen, tut sich etwas: In Deutschland trat beispielsweise zu Beginn des Jahres das Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit in Kraft, das dabei helfen soll, die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen zu verkleinern. Auch in Island, das im Ranking seit jeher auf Platz eins steht, trat 2018 ein ähnliches Gesetz Kraft. Seit diesem Jahr müssen Männer und Frauen mit gleicher Qualifikation und Tätigkeit gleich bezahlt werden. Weltweit betrachtet liegt die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern bei 51 Prozent. Das schlägt sich im Ranking nieder: Es sind vor allem die unterschiedlichen Löhne, die sich negativ im Ergebnis auswirken.

In Deutschland besteht eine Kluft von 21 Prozent, wenn man alle Männer- und Frauenlöhne miteinander vergleicht, in Island sind es 17 Prozent. In dem skandinavischen Land ist die Gleichberechtigung laut Weltwirtschaftsforum zu 85 Prozent verwirklicht. Aber auch für die Isländerinnen und Isländer muss sich noch etwas tun: beim Thema Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und Frauen in Führungspositionen, vor allem in der Politik.

Die politische Teilhabe von Frauen ist weltweit ein Problem: Auch wenn es einige wenige Staatschefinnen wie Angela Merkel in Deutschland oder Jacinda Ardern in Neuseeland gibt – im Schnitt besetzen Frauen nur 24 Prozent aller Sitze in den Parlamenten, zeigt die Studie.

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