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US-Wahl 2016: Forscher legen Studien zu russischer Wahlmanipulation vor

Russische
Propaganda-Experten haben während des US-Wahlkampfs 2016 in großem Maßstab sämtliche
Online-Plattformen genutzt, um das Ergebnis
zugunsten des heutigen US-Präsidenten Donald Trump zu beeinflussen.
Dies geht aus zwei Studien hervor, die dem Geheimdienstausschuss des
US-Senats vorgelegt wurden.

Die Studien
untersuchen die mutmaßlichen Methoden der in St. Petersburg
ansässigen Internet Research Agency (IRA). Diese gilt als
“Trollfabrik” der russischen Regierung. Die Forscher werteten für
ihre Studien Millionen von Internetbotschaften aus, die ihnen laut
Washington Post von den
Internetkonzernen zur Verfügung gestellt wurden. Beteiligt
waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
Computerprogaganda-Projekts an der britischen Oxford-Universität,
sowie die Unternehmen
Graphika und New Knowledge, die auf Analysen von Onlinetzwerken spezialisiert sind.

Der Studie zufolge wurden
für die Desinformationskampagne nicht nur Facebook und Twitter,
sondern auch Instagram und YouTube genutzt. Mit tausenden
Fake-Accounts habe die IRA eindeutig “der Republikanischen
Partei und insbesondere Donald Trump nutzen wollen”, heißt es
in einer der beiden Studien.

Demokratische Wähler sollten “demobilisiert” werden

Konkret
versuchte die IRA mit ihren Online-Aktivitäten Einfluss auf die
Wählergruppen zu nehmen. So sollten etwa
Afroamerikaner,
Angehörige sexueller Minderheiten und linksliberale Wähler
“demobilisiert”
und
von der Wahl abgehalten werden. Laut der Studie hätten
die russischen Trolle etwa
propagiert,
dass es die beste Entscheidung der afroamerikanischen Gemeinde sei,
“die Wahl zu boykottieren”.

Ein
von der IRA geschaffenes Onlinekonto mit dem Namen Blacktivist
unterstellte
Trumps Rivalin Hillary Clinton,
kein wirkliches Interesse an den Afroamerikanern zu haben. “Keine
Leben zählen für Hillary Clinton. Nur Stimmen zählen für Hillary
Clinton”, lautete eine der Botschaften, womit
auf die “Black
Lives Matter” (Das Leben von Schwarzen zählt) angespielt wurde,
die sich gegen Polizeigewalt gegen Schwarze einsetzt.

In anderen
Botschaften versuchte die IRA den Experten zufolge gezielt konservative
weiße Wähler zur Teilnahme an der Wahl anzuspornen, indem sie für
diese Wählergruppe wichtige Anliegen wie das Recht auf privaten
Waffenbesitz und die Bekämpfung der illegalen Einwanderung in den
Vordergrund stellte.

Insgesamt
sahen Millionen Nutzer die russische Propaganda. Die IRA betrieb laut der Studie allein 20 Facebook-Seiten, die
zusammen 39 Millionen Likes, 31 Million Shares, 5,4 Millionen
Reaktionen, sowie 3,4 Millionen Kommentare erzeugten. Wie die
Forscher dem US-Kongress mitteilten, erreichte die
Desinformationskampagne 126 Millionen Menschen auf Facebook sowie
weitere 20 Millionen auf Instagram.

Vertrauen in die demokratischen Institutionen wird untergraben

Die Wissenschaftler waren zwar auf die Daten der Unternehmen angewiesen, übten aber auch Kritik an deren Verhaltensweise, wie die
Washington
Post

schreibt. So hoben sie die “verspätete
und unkoordinierte Reaktion” der Unternehmen auf die
Desinformationskampagne hervor. In
Zukunft müssten den Forschern Daten auf “sinnvolle und
konstruktive Weise” zur Verfügung gestellt werden.

Der
republikanische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, Richard Burr, sagte, die Studien zeigten, wie “aggressiv” Russland
versucht habe, die US-Bürger entlang ihrer Rasse, Religion und
Weltanschauung zu spalten und das Vertrauen in die demokratischen
Institutionen zu untergraben. Mark Warner, Obmann der Demokraten in
dem Geheimdienstausschuss sprach von einem “Angriff auf unsere
Demokratie”.

Aufgrund
der Untersuchungen des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller hatte
die US-Justiz bereits im vergangenen Februar Anklage gegen die IRA
wegen ihrer mutmaßlichen russischen Einmischungen in die US-Wahl
erhoben. Mueller untersucht auch, ob es damals mögliche illegale
Absprachen
zwischen der russischen Regierung und Trump-Mitarbeitern gab. Trump
bezeichnet die Ermittlungen als “Hexenjagd” und lehnt den Sonderermittler ab. Die
russische Regierung
bestreitet jegliche Intervention in die US-Wahl.

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