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Frankreich: Weniger Gelbwesten und weniger Krawall

Am fünften Protestwochenende in Folge haben die Gelbwesten in Frankreich bisher deutlich weniger Menschen mobilisieren können als zuvor. In Paris standen am Samstagmittag nach Polizeiangaben etwas mehr als 1.000 Demonstranten 8.000 Sicherheitskräften gegenüber. Bis zum Mittag seien 46 Menschen in Gewahrsam genommen worden, erklärte die Polizei. Am vergangenen Samstag waren es zur gleichen Zeit bereits 335 gewesen. Die Proteste seien bis zum Mittag ohne gewalttätige Zwischenfälle verlaufen.

Es sei eine “schwächere Mobilisierung” zu beobachten, auch bei den gewaltbereiten Demonstranten, sagte Polizeisprecherin Johanna Primevert dem Fernsehsender BFM TV. Als Zeichen der Entspannung waren der Eiffelturm sowie der Louvre und andere Museen am Samstag geöffnet – anders als noch vor einer Woche. Auch die Cafés im Zentrum der Stadt und einige große Kaufhäuser wie die Galeries Lafayette waren wieder geöffnet.

Es kam nahe den Champs-Ély­sées zu einigen Handgemengen zwischen kleinen Gruppen von Demonstranten und Bereitschaftspolizisten, vereinzelt feuerten Beamte Tränengas ab, wie die Polizei mitteilte. Unweit von Macrons Amtssitz demonstrierte eine Gruppe von Femen-Aktivistinnen. Krawalle wie an den beiden vergangenen Samstagen blieben bislang aus.

69.000 Polizisten im Einsatz

In Paris, wo Hunderte Demonstranten in kleineren Gruppen durch die Stadt zogen, wurden bis zum Samstagmittag 46 Personen festgenommen, 39 weitere kamen kurzzeitig in Gewahrsam, wie ein Vertreter der Stadt sagte. Was ihnen genau vorgeworfen wird, wurde nicht bekannt gegeben. Nach Angaben des Innenministeriums waren am Samstag im gesamten Land rund 69.000 Polizisten im Einsatz. Außerhalb von Paris seien 16.000 Gelbwesten gezählt worden, hieß es in Polizeikreisen. Um die gleiche Zeit der Vorwoche seien es rund 22.000 gewesen.

Demonstranten sagten, wegen des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg seien weniger Menschen auf den Straßen. Am Freitag hatte Macron die Büger aufgerufen, zur Ruhe zurückzukehren. Wie die Regierung appellierten auch mehrere Gewerkschaften und Oppositionspolitiker nach der Attacke von Straßburg, bei der vier Menschen getötet wurden, die Proteste an diesem Samstag einzustellen.

Am vergangenen Wochenende hatten in ganz Frankreich nach offiziellen Angaben 136.000 Menschen demonstriert, allein in Paris waren es demnach 10.000. Es hatte zum Teil heftige Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten gegeben. Tränengas wurde eingesetzt, Autos und Barrikaden brannten.

Macron hatte zu Wochenbeginn als Reaktion auf die Proteste unter anderem eine Erhöhung des Mindestlohns verkündet. Gemäßigte Demonstranten riefen zu einer Ruhepause und zum Dialog mit der Regierung auf. Die Gelbwesten fordern seit Wochen den Rücktritt Macrons sowie Steuersenkungen, höhere Renten und Löhne.

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