/Mobiles Bezahlen: Und das geht?

Mobiles Bezahlen: Und das geht?

Die Deutschen lieben es, mit Bargeld zu bezahlen oder mit EC-Karte. Doch das könnte sich
ändern. Am 11. Dezember ist Apple Pay in Deutschland gestartet, im Juni schon Google Pay.
Seither soll man vielerorts mit dem Handy bezahlen können. Damit ist nicht Bestellen per
Handy im Netz gemeint. Nein, es geht um echtes Bezahlen an der Ladenkasse. Statt eine Karte
ins Lesegerät zu stecken, hält man bloß das Handy davor. Klingt praktisch und futuristisch.
Gesehen haben wir das allerdings in Deutschland noch nie. Jetzt wollen wir wissen, ob es
funktioniert. Und ob wir das können (und die deutschen Läden). Wir machen es zum Wettstreit
unter uns beiden: Wer schafft es öfter, mit dem Handy zu bezahlen? Wer scheitert seltener?
13 Tage lang treten wir gegeneinander an.

Jens Tönnesmann:
Ein Digital-Bezahlen-Contest mit Lisa? Den kann ich nur
gewinnen. Erstens hat meine Widersacherin ein iPhone, muss also mit Apple Pay über die Runden
kommen. Und das gibt es zum Start unseres Tests in Deutschland offiziell noch gar nicht. Sie
muss es sich über Tricks besorgen, das wird kompliziert. Ich hingegen habe ein Android-Gerät.
Darauf laufen schon seit Juni Google Pay und weitere Apps, um mit dem Handy kontaktlos zu
zahlen. Zweitens nervt mich Bargeld ohnehin, und mit der Digitalisierung beschäftige ich mich
schon lange. Da kann nichts schiefgehen. Denke ich.

Lisa Nienhaus:
Dieser Wettstreit war meine Idee. Ich will auch mal vorn dran
sein in Sachen Technologie. So wie mein Vater, der als Erster von allen, die ich kannte,
Internet hatte, später ganz früh ein Handy, dann als Erster ein iPhone. Ich war da immer nur
Zuschauerin. Jetzt wird das anders, habe ich beschlossen. Dafür brauche ich Motivation, also
das Duell. Vergessen wir mal, dass die Sache mit dem Handy-Bezahlen gar nicht zu mir passt.
Ich bin eher der Bargeld-Typ. Kontrollverlust, Datenverlust, Geldverlust, das sind so meine
Ängste. Aber gegen Jens, das schaffe ich. Mit Geld kenn ich mich schließlich besser aus. Denke
ich.

Jens:
Ich lade mir die App “Mobiles Bezahlen” der Sparkassen herunter. Nach
nicht mal einer Minute ist sie auf meinem Smartphone installiert. Ich muss meine Zugangsdaten
zum Online-Banking eingeben: die Kontonummer und meine PIN. Kurz darauf erscheint eine
digitale EC-Karte, die aussieht wie meine echte: rot mit den schwarzen Ziffern meiner
Kontonummer. Die App lässt mich einstellen, wie viel Zeit und Komfort ich opfern will, um das
Handy gegen Missbrauch zu schützen. Ich wähle die zweite von drei Stufen: Ich muss das Gerät
ab jetzt mit meiner Handy-PIN entsperren, wenn ich bezahlen will.

Mein Test beginnt in Köln in der Bäckerei Merzenich. In der Filiale in der Breiten Straße bestelle ich mir einen Halven Hahn, also ein Röggelchen mit dick geschnittenem Gouda, und ein paar Scheiben Walnussbrot. “Macht sechs Euro vierzisch”, sagt die Verkäuferin. “Ich würde gern mit dem Handy zahlen”, sage ich. “Liebelein, wir nehmen nur Käsch.” Na gut, also bar. “Am Wallrafplatz am Dom, da jeht dat schon”, sagt die Verkäuferin. “Kommt also alles, aber was dat bringen soll, isch weeß es nit.”

Später geht es weiter nach Frankfurt und dann Düsseldorf, wo ich je eine Hotelübernachtung per Handy bezahlen will. “Wie wollen Sie zahlen, Monsieur?”, fragt man mich im Motel One in Frankfurt. Per Smartphone. “Alles klar, Monsieur.” Von wegen alles klar: Als ich mein Smartphone ans Kartenlesegerät halte, zeigt es mir an: “Mehrere Karten gefunden.” Es dauert etwas, bis ich den Fehler entdecke: In einem Schlitz in der Handy-Hülle steckt meine physische EC-Karte. Weil ich somit gleichzeitig mein Smartphone und meine EC-Karte in der Hülle an das Lesegerät gehalten habe, war es überfordert. “Na gut, noch mal, Monsieur”, sagt der Hotel-Mitarbeiter, schnappt sich meine EC-Karte, die nun offen vor ihm liegt, und schiebt sie in das Kartenlesegerät. Ärgerlich für mich, der Hotelmitarbeiter ist zufrieden. “Danke, Monsieur.”

Im Düsseldorfer Hotel läuft es nicht besser. Das Bezahlen per Handy klappt nicht. Ich nehme die EC-Karte. Später scheitere ich in einem Café am Bahnhof. In der Bahn erstehe ich ein Snickers mit Bargeld. Per Handy bezahlen? Keine Chance.

Hits: 6