/Irak: Der Richter und der Tod

Irak: Der Richter und der Tod

“Den Anfang macht immer ‘bazoona’, was bei uns im Irak ‘Katze’ heißt. Die Männer stellen dir keine Fragen. Sie fesseln dir die Hände hinter dem Rücken mit Handschellen. Die koppeln sie an eine Kette, an der sie dich zur Zimmerdecke hochziehen. Du kannst vor Schmerzen fast nicht atmen. Du bist nackt. Sie lassen dich hängen, für Stunden. Sie nennen es ‘bazoona’, weil du in der Stellung so dürr wie eine gestreckte Katze wirkst. Meistens folgen Schläge mit Kabeln oder Stöcken. Deine empfindlichsten Körperteile liegen bei dieser Position offen. Du bist so verwundbar. Sie verbrennen dich mit glühenden Eisen. Sie stechen dir mit Nadeln in den Hodensack und schließen sie an eine Autobatterie an. Irgendwann kugeln durch das eigene Körpergewicht die Schultern aus, bei Dickeren passiert das schneller, bei Dünneren dauert es länger. Du wirst ohnmächtig durch ‘bazoona’, und so geht es die ganze Nacht weiter. ‘Bazoona’ hat es im Irak immer gegeben. Es ist wahrscheinlich so alt wie der Irak.”
Saif Marwan*, sechs Jahre Haft, zuletzt im berüchtigten Kadhimiya-Gefängnis in Bagdad, im Juli 2018 entlassen

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