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Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: Ist die Zeit der Menschenrechte vorbei?

Aus der Serie:
Sinn & Verstand

Vor 70 Jahren wurden die Menschenrechte erklärt: Ein Meilenstein der Geschichte. Sie entfalteten bis zum Jahrtausendende weltweit eine starke Wirkung. Doch nun scheint ihre Epoche zu verblassen oder gar Vergangenheit zu werden.

13. Dezember 2018, 7:24 UhrEditiert am 13. Dezember 2018, 7:24 Uhr

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: In Buenos Aires demonstrierten Mütter während der Militärdiktatur für das Recht, zu erfahren, was mit ihren Töchtern und Söhnen geschah.

In Buenos Aires demonstrierten Mütter während der Militärdiktatur für das Recht, zu erfahren, was mit ihren Töchtern und Söhnen geschah.
© Daniel Garcia/AFP/Getty Images

Es gab eine Zeit, und diese Zeit liegt nur ungefähr eine Generation
zurück, da galten die Menschenrechte als Ausweg aus den Krisen einer geteilten, aufbrechenden
Welt. Seit den späten Siebziger-, besonders aber in den Achtzigerjahren beriefen sich nahezu
alle politischen Akteure auf die Menschenrechte und verknüpften sie moralisch mit ihren
eigenen, oft gegensätzlichen Zielen. Unabhängige Gewerkschafter in Polen protestierten im
Namen der Menschenrechte für ein Streikrecht im maroden Staatssozialismus. Neoliberale
Ökonomen und neokonservative Berater der US-Regierung positionierten die Freiheitsrechte des
Einzelnen (darunter das Recht auf Freizügigkeit, das heißt Migration) und der Märkte gegen
soziale und ökonomische Rechte, um die Krise des fordistischen Kapitalismus der Nachkriegszeit
zu überwinden. Die Vereinten Nationen weiteten auf Initiative der postkolonialen Staaten
dagegen den Katalog kollektiver Menschenrechte immer weiter aus. Sie deklarierten 1986 ein
“Recht auf Entwicklung”, formuliert von dem senegalesischen Verfassungsrichter Kéba Mbaye, als
die forcierte Modernisierung der sogenannten Dritten Welt bereits ruinöse Folgen zeitigte.

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