/Henning May: Wie kommen Sie mit so viel Aufmerksamkeit klar?

Henning May: Wie kommen Sie mit so viel Aufmerksamkeit klar?

Henning May: Gerade ist das neue Album "Schlagschatten" der Band AnnenMayKantereit erschienen.

Gerade ist das neue Album “Schlagschatten” der Band AnnenMayKantereit erschienen.
© Jörg Koch/Getty Images

“Vom Rauchen und Saufen bekommt man nicht so eine Stimme”, sagt Henning May, der Sänger der Band AnnenMayKantereit im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Sie ist tief und rau, ein bisschen so wie die von Rio Reiser, schreiben die Feuilletons. May sagt: “Meine Stimme ist Arbeit.” Seit seiner Jugend singe er ständig und laut, dadurch sei sie stark geworden.

“Ich habe mich isoliert und versucht, mich zu betäuben.”

Henning May, 27, Sänger der Band AnnenMayKantereit

Henning May, 27, und seine Freunde Christopher Annen und Severin Kantereit gründeten während der Schulzeit in Köln eine Band, später kam der Bassist Malte Huck dazu. Sie singen Lieder über Liebeskummer, Kiffen, Älterwerden. Sie wurden als Newcomerband gefeiert, spielen auf Festivals und füllen große Konzerthallen, wurden plötzlich überall erkannt. May kam mit der Aufmerksamkeit nicht gut klar, erzählt er im Podcast, er habe viel gekifft. “Ich habe mich isoliert und versucht, mich zu betäuben”, sagt er. Er habe zwei Wochen durchgefeiert und immer noch eine Ausrede gefunden, sich am nächsten Abend doch wieder zu verabreden. Er habe aufgehört, Sport zu machen. “Ich habe meine täglichen Routinen verloren und musste sie mir wieder antrainieren”, sagt May. 

Mittlerweile habe er sich an die Aufmerksamkeit gewöhnt. Er sagt: “Ich entziehe mich der Welt jetzt nicht mehr so oft.” Dabei habe ihm Sean Penn geholfen. Sie waren ein paar Bier trinken, da habe May bemerkt: “So berühmt wie der will ich nie sein, aber so wie es ist, ist es noch voll okay.”

“Wir verdienen genug Geld. Ich bin finanziell abgesichert.”

May ist nicht nur der Sänger, er schreibt auch die Texte, die oft von seinem Leben erzählen. Er sagt: “Ich habe keine Arbeitszeiten, aber ich bin fleißig.” Er habe immer ein Notizbuch dabei und schreibe jeden interessanten Satz auf. Anstrengend fände er es, zu üben. Zum Beispiel, im Falsett zu singen. “Über Wochen was nicht hinzukriegen, ist was sehr Ungewohntes für mich. Er durfte abends kein Bier trinken und nicht ausgehen, damit die Kopfstimme präsenter wurde. “Das ist auch sehr anstrengend”, sagt er.

Darüber, wie die Band ihr Geld aufteilt, sagt Henning May lieber nichts. Nur so viel: “Wir verdienen genug Geld. Ich bin finanziell abgesichert.” Wenn von dem neuen Album, das gerade erschienen ist, kein einziges Exemplar verkauft werden würde, könnte er von seinen Ersparnissen zehn Jahre lang leben, sagt er. Auf die Frage, ob er lieber mehr Freizeit, Geld, Sinn oder Anerkennung hätte, sagt er: “Freizeit und Geld brauche ich jetzt gerade nicht. Ich wäre einfach gerne wieder verliebt.”

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