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Elektromobilität: Die Rückkehr des Wechselakkus

In den Anfangstagen der modernen E-Mobilität galt die Idee des
Wechselakkus kurze Zeit als die Lösung. Dann ging ihr größter
Vorkämpfer pleite und der Siegeszug der Schnellladetechnik begann. Doch
nun kommt das Konzept der Austauschbatterien für E-Autos zurück.

Der
Neustart beginnt in China. E-Mobil-Hersteller Nio will bis 2020 rund
1.100 Batteriewechselstationen entlang der Transitroute von Nord- nach
Südchina bauen. Die ersten 18 Anlagen sind bereits in Betrieb und
versorgen die Kunden der Marke vollautomatisch mit
Langstreckentauglichkeit. Der Fahrer steuert das Auto dazu in eine Art Garage
und positioniert es oberhalb einer Grube. In diese ist ein Roboter
eingelassen, der die unter dem Fahrzeugboden verschraubte leere
Batterieplatte löst, eine volle herbeibefördert, diese einpasst und
festschraubt. Das Prozedere dauert keine zwei Minuten, während denen die Fahrerin sitzen bleibt. Danach kann sie sofort weiterfahren. Mittelfristig
sollen E-Auto-Fahrer bis zu 2.285 Kilometer quer durch das
Land fahren könne – das ist die Länge der Strecke des sogenannten G4-Expressways, an dem Nio künftig seine Wechselstationen platzieren will.

Zunächst
soll also China elektrisch von Norden nach Süden elektromobil querbar
gemacht werden. Danach könnten auch Europa und die USA ins Visier des
Herstellers kommen. Den Markteintritt hat man bereits für 2020
angekündigt.

Schnell wie eine klassische Zapfsäule

Der Vorteil des Akkutausches ist klar: Der “Tankvorgang” dauert nicht länger als an der klassischen
Zapfsäule. Selbst die schnellste künftige Schnellladetechnik dürften nicht annähernd so fix sein: Aktuell ist ein voller Akku kaum unter
einer halben Stunde zu haben
. Sollte Nio die Pläne umgesetzt bekommen,
wäre das Reichweitenproblem des E-Autos Geschichte. Und auch die hohen
Preise wären Vergangenheit. Statt großer und teurer Batterien könnte man
kleine und günstige in künftige E-Autos bauen. Statt ewig an der
Steckdose zu hängen, müsste man nur kurz durch den Akku-Drive-in und
sich einen frisch gefüllten Energiespeicher besorgen.

Kein Wunder,
dass vor Nio bereits jemand anderes auf die Idee mit den Austauschakkus
gekommen ist: Das israelische Start-up Better Place hat ab 2007 ein
nahezu identisches Projekt gestartet. Mit großen Ambitionen: Der Gründer Shai Agassi, ein ehemaliger SAP-Vorstand, hatte fast
eine Milliarde Dollar bei Investoren gesammelt und in seinem Heimatland
Israel ein erstes Pilotprojekt mit Wechselstationen gestartet, Ableger
in Dänemark und Australien folgten. Mit
Renault konnte man sogar einen starken Industriepartner gewinnen, der
die benötigten Autos konstruierte, baute und zur Verfügung stellte.

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