/Kerzentiere: Mit diesen Illustrationen verarbeitet eine Mutter die Trauer um ihren verstorbenen Sohn

Kerzentiere: Mit diesen Illustrationen verarbeitet eine Mutter die Trauer um ihren verstorbenen Sohn

Ein Elefant trägt eine Kerze auf dem Rüssel, ein Rotkehlchen schleppt schwer an einer großen Kerze, eine Gans balanciert eine Kerze auf der Nase. Diese Illustrationen stammen von Melanie Garanin, sie nennt sie Kerzentiere. Das erste entstand kurz nach dem Tod ihres damals dreijährigen Sohns. Danach hatte sie immer Kerzen in ihren Taschen oder im Auto, um sie zum Friedhof zu bringen. Irgendwann war sie bei ihren Pferden, fand eine Kerze in ihrer Tasche und setzte sie ihrem Pferd zwischen die Ohren. „Das sah so lustig aus. Und traurig und komisch und gut“, sagt die Künstlerin. Und so fing sie an, das Pferd mit der Kerze zwischen den Ohren zu zeichnen. Dann einen Hund, später eine Wanze, irgendwann ein Rotkehlchen. Mittlerweile sind über 365 Kerzentiere entstanden, für jeden Tag im Jahr ein Tier.

Die Kerzentiere machen die Traurigkeit zwar nicht weg, aber irgendwie schöner.

„Das Licht ist so wichtig, wenn man in dieser dunklen Traurigkeit ist. Denn man lebt ja und versucht, die Tage wieder hell zu machen“, sagt die Künstlerin, die mit ihrer Familie bei Berlin lebt und Kinderbücher illustriert. Mittlerweile zeichnet sie die Kerzentiere nicht mehr nur für sich selbst. Auf ihrem Instagram-Account schlagen Follower*innen auch mal Tiere vor. So ist gerade ein neues Kerzentier entstanden, dieses Mal eine Qualle. „Die Kerzentiere machen die Traurigkeit zwar nicht weg, aber irgendwie schöner“, sagt sie. Viele ihrer Kerzentiere haben sich auf Reisen gemacht und hängen mittlerweile in anderen Ländern bei Menschen an der Wand, die sich so an ihre Kinder erinnern, die gestorben sind.

Ausstellung in Berlin

Anlässlich des weltweiten Gedenktags für verstorbene Kinder, dem Worldwide Candle Lightning, sind Melanie Garanins Kerzentiere aktuell in einer
Ausstellung zu sehen. An diesem Tag, initiiert von einem Verein verwaister Eltern, werden um 19 Uhr Ortszeit weltweit Kerzen in die Fenster gestellt und erinnern an die verstorbenen Kinder. Wie ihre Kerzentiere begegnet auch die Ausstellung von Melanie Garanin der
Trauer um ihr Kind mit einem Augenzwinkern. „Das mag ich, denn ich will überhaupt nicht die Schwere davon breittreten, davon gibt es schon genug“, findet die Illustratorin.

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