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Brexit: Die britische Autoindustrie steckt schon in der Krise

Rund vier Monate vor dem geplanten Austritt Großbritanniens
aus der Europäischen Union ist weiter völlig unklar, ob es ein
Austrittsabkommen geben wird
– oder einen sogenannten harten Brexit ohne
Abkommen
. Sicher ist aber schon jetzt: Die britische
Automobilindustrie gehört zu den Verlierern dieser Geschichte.

Damit auf Autos von der Insel keine Zölle erhoben werden,
müssten EU und Großbritannien ein Freihandelsabkommen schließen. Dann hätte
Großbritannien vollen Zugang zum europäischen Binnenmarkt und beim Handel würde
sich nicht viel ändern. Bei einem harten Brexit dagegen verteuerten sich
Autos aus Großbritannien in der EU um etwa 3.000 Euro, hat der britische
Verband der Autohersteller und -händler, SMMT, berechnet. Das dürfte die Verkaufszahlen nicht gerade beflügeln.

Dabei ist die britische Autoindustrie stark vom Export abhängig: Jährlich exportiert Großbritannien etwa 1,3
Millionen Fahrzeuge in alle Welt. Etwa die Hälfte davon geht in die EU, schätzt
Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Ein harter Brexit wäre deshalb eine Katastrophe für die
britische Automobilindustrie.

Die Investitionen gehen deutlich zurück

Außerdem ist die
Automobilbranche der Insel eng eingebunden in die Wertschöpfungskette von
europäischen Herstellern, zum Beispiel BMW. In den vier Werken im Vereinigten
Königreich fertigen insgesamt etwa 8.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen den
Mini und Rolls Royce. Ein Großteil der verwendeten Bauteile wird vom europäischen
Festland angeliefert. Nach Berechnungen des britischen Automobilverbands
bringen mehr als 1.100 Lastwagen jeden Tag Bauteile aus der EU auf die Insel, bislang
ohne Kontrollen. Nach dem Brexit könnte sich das ändern und die fein abgestimmte Produktion in den Autofabriken ins Stocken kommen. Stehen die Fließbänder auch nur kurze Zeit still, hätte das hohe Kosten zur Folge.

“Der Brexit und die ungeklärte
Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU sorgt generell im
Automobilsektor und speziell bei ausländischen Investoren für Verunsicherung”,
teilt BMW dazu mit. Das scheinbar unbedeutende Wort “speziell” hat es dabei gewaltig
in sich: Die Investitionen der Autobranche in Großbritannien sind 2017 im
Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel zurückgegangen, im ersten Halbjahr 2018
hat sich das Volumen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast halbiert, gibt der
britische Autoverband an.

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