/Wolfsburg: Volkswagen rechnet mit weiterem Stellenabbau

Wolfsburg: Volkswagen rechnet mit weiterem Stellenabbau

Volkswagen will noch mehr sparen. Um die angekündigten Investitionen in die Elektromobilität aus
eigener Kraft zu schaffen, schränkt der Autohersteller das Angebot für
Kunden ein. “Es gibt Modellvarianten,
die kauft kein Mensch”, sagte Ralf Brandstätter, der als Chief
Operating Officer das Tagesgeschäft der Marke leitet.

Auch beim Personal gebe es noch Sparmöglichkeiten “entlang der
demografischen Kurve”. Konkrete Zahlen über den bereits
bekannten Stellenabbau hinaus wurden
aber nicht genannt. Gespräche mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche
Lösungen würden geführt, hieß es. Ein Sprecher des Betriebsrats bestätigte
erste Gespräche. Es sei aber viel zu früh, um Aussagen über
Größenordnungen zu treffen.

Mehr als neun Milliarden Euro sollen in die Entwicklung
von E-Autos fließen. Die jetzt angekündigten zusätzlichen Sparmaßnahmen sollen bis 2023
noch einmal drei Milliarden Euro einbringen. Bisher war bekannt, dass
Ende 2018 die jährlichen Kosten um 2,2 Milliarden
Euro ausfallen sollen als zuvor. Bis 2020 sollten die Kosten in Deutschland laut
Plan dann um 3 Milliarden Euro gesunken sein.

Sechs Prozent operative Rendite

Vor allem die Kernmarke VW Pkw soll schneller profitabler werden.
Brandstätter kündigte an, dass die Marke in Europa im kommenden
Modelljahr 25 Prozent der Motorgetriebevarianten streiche. Kleinere
Autos würden als Einsteigermodell oft mit einem Schaltgetriebe und eher
nicht mit einer Automatik bestellt. Darauf werde das Unternehmen nun
reagieren.

“Wir sind zuversichtlich, dass wir unser Ziel einer
operativen Rendite von mindestens sechs Prozent bereits im Jahr 2022
erreichen, drei Jahre früher als geplant”, sagte der Finanzvorstand der
Marke, Arno Antlitz. Zu einem besseren Ergebnis der Marke sollen auch
die bisher schon vereinbarten Sparmaßnahmen des sogenannten Zukunftspakts weiter
beitragen.

Zu diesem Pakt zählt der Abbau von bis zu 30.000 Stellen, 23.000 davon in Deutschland. 5.600 Stellen davon seien bereits abgebaut,
berichtete Brandstätter. Zudem sind ihm zufolge 9.300 Verträge für
Altersteilzeit bereits unterschrieben. Im Gegenzug sollen 9.000 Stellen
etwa in der Software- und Batterieentwicklung entstehen. Davon seien
2.000 Arbeitsplätze schon geschaffen worden.

Risiko E-Mobilität

Die E-Mobilität bleibt aus Sicht von Branchenexperte Stefan Bratzel aber ein Risikofaktor. “Volkswagen
hinkt wie andere Hersteller der Entwicklung hinterher”, sagte der
Professor vom Center of Automotive Management an der FH Bergisch Gladbach. Es sei zudem nicht klar, ob es die notwendige Infrastruktur
mit Ladesäulen in absehbarer Zukunft gebe.

Dennoch sei VW gut aufgestellt. Das liege an
guten Entscheidungen in der Vergangenheit. “Neben dem Dieselskandal
werden die oft vergessen”, sagte Bratzel. Ein Beispiel sei der modulare
Querbaukasten, der die Herstellungskosten verringert. Einen Widerspruch
sieht er dagegen in der VW-Strategie, neben E-Autos weiter auf große
SUV zu setzen. Bis 2025 will allein Volkswagen Pkw das Angebot bei den Stadtgeländewagen von derzeit 11 auf 30 ausbauen.

Für das laufende Jahr verkündete Volkswagen ein Auslieferungsplus von 1,2 Prozent auf 5,7 Millionen
Autos nach elf Monaten. “Uns fehlen noch 530.000 Auslieferungen, um das
Rekordergebnis des letzten Jahres einzustellen”, sagte
Marken-Vertriebschef Jürgen Stackmann. “Nach meiner aktuellen
Einschätzung könnten wir das schaffen, vielleicht liegen wir sogar
leicht darüber.”

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