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Thailand: Ganz üble Ecke

Eigentlich sollte man das Paradies schlechtreden, damit man es für sich allein hat. Macht aber keiner. Also muss unser Autor Thailand mit anderen teilen. Kann ja nicht so schwer sein – oder?

5. Dezember 2018, 8:16 UhrEditiert am 5. Dezember 2018, 8:16 Uhr

Thailand: Blick von Ko Lanta auf Ko Nui Nai

Blick von Ko Lanta auf Ko Nui Nai
© Alfred Cheng/Getty Images

Abends, einer wie der andere frisch geduscht, finde ich sie am
abstoßendsten. Da strömen sie wie eine invasive Art, auf einer Lache Lotion schwimmend, durch
Ranongs Straßen. Ranong liegt in Thailands Süden, und die Straßen haben sich ohnehin schon
ihrem Verlangen nach Hotels, Schnorchelsets und verleihbaren Mopeds unterworfen. Gierbraun vom
büffelblöden Badetag kommen sie nun hungrig und umgarnungsgeil. Richtige Prachtexemplare habe
ich heute zwischen meinen drei Mittagsschläfchen am Wasserfall beobachtet, zwei Mittvierziger,
eine Mittvierzigerin, schwäbische Laute: “Ich bade nur in Marc-O’Polo-Sachen.” Einige Momente
der stillen Reflexion. Dann abstrakte Replik: “Endr Kokosnuss, da isch Milch drin.” Diese
ganzen dekadenten Touris gehen mir so krass auf den Geist – während ich selbst frisch geduscht
und kokoslotioniert auf Oktopus in Knoblauch-Pfeffer-Sauce warte. Ich bin ein Tourist, der
sich über zu viele Touristen aufregt, ein typischer Tourist also. Lächerlich, ich weiß.

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