/“Der Machtkampf”: Die Stunde der offenen Rechnungen

“Der Machtkampf”: Die Stunde der offenen Rechnungen

Dämmerung über der CDU-Parteizentrale in Berlin – Morgen oder
Abenddämmerung? Anfang oder Ende einer großen Zeit? Der Machtkampf,
Stephan Lambys Doku über drei Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz,
beginnt hochsymbolisch – um sich dann akribisch dem zuzuwenden, was sich
dort seit der Ankündigung des Abschieds von Angela Merkel als
Parteichefin
zugetragen hat.

Vom
Tag der hessischen Landtagswahl Ende Oktober hat das Autorenteam Lamby,
Nils Casjens, Maik Gizinski und Frank Zintner den Machtkampf aus der
Nähe beobachtet. Ihr Film zeigt auch, wieso das für die CDU so
ungewöhnlich ist. Bislang wurde der Kampf um die Parteispitze in
Hinterzimmern ausgetragen.

Nun die offene Bühne. Eine
gefährliche Konstellation, drei Parteifreunde im offenen Wettstreit.
Jens Spahn, Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz.
Es ist die Stunde der Netzwerke, alter Rechnungen. Und Lamby scheint
die Kandidaten aus der Reserve zu locken. So erzählt Merz über sein
Verhältnis zu Wolfgang Schäuble. Demnach haben beide in den vergangenen
Jahren mehrfach über die Krise der Union gesprochen. Dabei ging es nicht
nur um eine Merz-Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz, sondern auch um
eine mögliche Übernahme der Kanzlerschaft durch Schäuble.

“Wir haben häufig darüber gesprochen, wie die Lage in Berlin ist, auch
vor zwei, drei Jahren, als es schon mal eine solche Serie von
Landtagswahlen gab, die wir verloren haben.” Schäuble war 2015 und 2016
Bundesfinanzminister. Wegen unterschiedlicher Auffassungen in der
Griechenlandkrise und Flüchtlingskrise gab es Meinungsverschiedenheiten
mit Merkel.

“Er hat mir nicht abgeraten”

Laut Merz sprachen er und
Schäuble in diesen Jahren über einen Wechsel von Schäuble ins
Kanzleramt: “Es stand die Frage im Raum, ob er möglicherweise die
Kanzlerschaft noch einmal übernimmt oder nicht. Er hat mir gesagt: ‘Wenn
das jemals dazu kommen könnte, muss ich mich auch auf dich verlassen
können’.” Zu seiner Bewerbung für den CDU-Parteivorsitz sagt Merz: “Ich
habe ihn auch um Rat gefragt, was ich in dieser Situation jetzt tun
soll, in der wir sind. Er hat mir nicht abgeraten.” Schäuble wollte sich in dem Film nicht äußern.

Damit steht er eher alleine. Lamby, der für den Film Bimbes – Die schwarzen Kassen des Helmut Kohl
mit Egmont Koch gerade den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen
gewonnen hat, hat die CDU-Größen vor der Kamera: natürlich Spahn,
Kramp-Karrenbauer, Oettinger, Klöckner, Strobl, Laschet. Nicht alle sind
so freimütig wie Merz. Es geht um viel.

Der Film zeigt auf nachhaltige
Weise, was die Wahl des Parteichefs mit der Republik zu tun hat. Ob
Lamby fürs Wochenende einen Favoriten habe, der dann ja möglicher
Kanzlerkandidat wäre? Das verrät er nicht. Seine Prognose habe sich aber
in den vergangenen drei Wochen geändert.

Der Machtkampf – wer folgt auf Merkel?” läuft am 3. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten und ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

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