/Regionalkonferenz der CDU: Ist das jetzt ein Aufbruch?

Regionalkonferenz der CDU: Ist das jetzt ein Aufbruch?

Gestern, tagsüber, ist in der Uckermark sogar
ein bisschen Schnee gefallen, wie verzaubert sahen die Alleen unter der
zarten Decke aus. Am Abend in Berlin jedoch, pünktlich zum Beginn der
achten und letzten Regionalkonferenz der CDU, regnet es nur noch,
kalter, nasser Regen fällt in dicken Fäden vom Himmel. Sogar das
Neuköllner Estrel-Kongresszentrum, in das die Partei der großen
Nachfrage wegen kurzerhand umziehen musste, ist erst zu sehen, als man
schon direkt davor steht. Wie eine Trutzburg sieht der riesige Komplex
am längeren Ende der Sonnenallee aus. Ob es im Sauerland auch manchmal
regnet? Gibt es im schönen Münsterland eigentlich auch grausiges Wetter?
Erlebt auch das Saarland solche tristen Tage?

Seit knapp zwei Wochen sind die drei Kandidaten
Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn nun schon
unterwegs, um sich quer im Land den Delegierten als mögliche neue
Vorsitzende der CDU vorzustellen. Ungefähr jeden zweiten Abend haben sie
gemeinsam auf einer Bühne gestanden, immer mehr wirkten sie dabei wie
ein eingespieltes Team. Zu größeren Auseinandersetzungen jedenfalls ist
es zwischen ihnen nicht wirklich gekommen. Sieht so ein Richtungsstreit
aus? Ist das eine historische Erneuerung, von der die Kandidaten, aber
auch die Partei im Moment so gern sprechen? Um einen Aufbruch jedenfalls
soll es gehen, nun, nachdem Angela Merkel die Partei 18 Jahre lang
geführt hat
. Mittlerweile sind die Christdemokraten unterhalb der
30-Prozent-Marke gelandet. Manche unken, wenn man die CSU abzöge, seien
sie sogar schwächer als die Grünen.  

Im großen Saal des Neuköllner Kongresszentrums
sitzen wieder sehr viele Männer. Und viele Frauen in der CDU wirken auch
nach all den Merkel-Jahren noch immer so, als seien sie nur mit dabei. Das
war eigentlich auf allen Regionalkonferenzen so. Nur in Berlin sind auch
verhältnismäßig viele jüngere Männer im Publikum. Krawatten in
Parteiorange sieht man nirgends, orangefarbene Schals auch nicht.
Erstaunlich viele tragen grün. Aber das kann täuschen.

Mit einiger Verspätung kommen die Kandidaten in
den Saal. Die ondulierte Frau, die vor einem sitzt, zischt ihrem
Nachbarn noch schnell die Frage zu, ob Merz denn mit seiner Cessna auf
dem Dach des Hotels gelandet sei, dann quiekt sie, wie nur etwas
betagtere Hauptstädterinnen quieken können. Es gibt sodann einen
freundlichen und zugewandten, aber keinesfalls frenetischen Applaus.
Obwohl doch Applaus jene Währung ist, mit der solche Abende am Ende
abgerechnet werden. 

Machen wir es kurz: Die drei Kandidaten halten
noch einmal jene Reden, die sie auch auf den anderen Regionalkonferenzen
gehalten haben. Keiner scheint hier beim Finale einen krönenden
Schlusspunkt setzen zu wollen. Spahn träumt noch einmal vom Deutschland
im Jahr 2040, in dem vor allem die CDU regiert. Merz trägt noch einmal
die fünf Punkte vor, mit denen er das Land erneuern möchte. Deutschland
und Volkswirtschaft werden dabei wie Synonyme behandelt. Und
Annegret Kramp-Karrenbauer verzichtet auf das, was sie bei allen
anderen Konferenzen stets getan hat: Im Gegensatz zu den beiden Männern
nahm sie sich nämlich sonst immer Zeit, mit einer Erinnerung oder einer
Anekdote an jene Stadt oder jenes Bundesland zu beginnen, in dem sie
sich gerade befand. Sie, die als Generalsekretärin auf ihrer Zuhörtour das Ohr aufs Herz der Partei gelegt haben wollte: Zu Berlin
fällt ihr nur ein, was sie auch in Bremen schon gesagt hat: Die Stadt
würde besser regiert, wäre die Regierung eine christdemokratische. Schon
lange hatte man als Berlinerin nicht mehr an den CDU-Bankenskandal der Neunzigerjahre gedacht, in jenem Moment aber fällt er einem wieder
ein.

Den längsten Applaus bekommt Spahn, als er
fordert, das Tempelhofer Feld mit Wohnungen zu bebauen. Friedrich Merz,
als er verspricht, mit Angela Merkel nach seiner möglichen Wahl
friedlich zusammenzuarbeiten. Und Annegret Kramp-Karrenbauer, als sie
sich über einen neuen Feiertag lustig macht, der in Berlin eingeführt
werden soll. Ihrer Meinung nach sei ein Frauentag als Feiertag schon
eine gute Sache, wichtiger aber sei doch die Frage, dass Frauen in
dieser Stadt sich wieder trauten, auch nachts sicher durch die Straßen
zu gehen. War das in der Hauptstadt je eine Debatte wert gewesen?
Überhaupt: Menschen kamen bei allen dreien am deutlichsten in
Form von mittelständischen Unternehmern oder arabischen Großclans vor

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