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Google Nest Hub: Ich Hub mir das mal angeschaut

Mein neuer
Mitbewohner ist etwa zwölf Zentimeter hoch und 18 Zentimeter breit. Er sieht aus wie ein Tablet mit Standfuß. Oder vielleicht doch eher wie ein
Mikrofon mit drangepapptem Bildschirm. So richtig entschieden habe ich mich
noch nicht. Jedenfalls kommt der Google Nest Hub mit gleich zwei Versprechen in
meine Wohnung: Er soll mir nicht nur zuhören, sondern auch die digitale
Welt zeigen können.

Das
Smarthomegerät aus dem Hause Google verbindet nämlich smarten Assistenten mit
smartem Bildschirm. Per Sprache soll ich mir darauf Fotos anschauen, Filme
abspielen oder sogar Rezepte Schritt für Schritt anzeigen lassen können. Lästiges
Wischen oder Tippen wie auf dem Smartphone? Unnötig.

Schon im
Oktober 2018 stellte das amerikanische Unternehmen das Produkt offiziell vor, damals
unter dem Namen Home Hub
. Seit wenigen Wochen ist es als Google Nest Hub
nun auch hierzulande verfügbar, für 129 Euro. Das Gerät soll so etwas wie die Schaltzentrale des smarten Zuhauses werden. Statt über das Smartphone sollen Nutzerinnen und Nutzer ihr intelligentes Thermostat oder ihre Überwachungskamera per Stimme über den Google Assistant steuern können. Der ist in Google Home verbaut und nun auch im Nest Hub. Neu ist nur der
Bildschirm.

Mein innovativstes “device” ist der Lichtschalter

Meine Wohnung ist noch nicht voll vernetzt, vor allem, weil ich nicht verstehe, wofür
ich intelligente Geräte brauche. Meine Energiesparlampen kann ich auch ein- und ausschalten,
ohne das Smartphone zu verwenden; ich nutze dafür ein innovatives device
namens Lichtschalter. Aber früher fand ich auch smarte Lautsprecher
doof. Mittlerweile nutze ich den Amazon Echo in meiner Wohnung fast
täglich,
und sei es nur für die Wettervorhersage. Also: Erst testen, dann
bewerten.

Bevor ich
den Nest Hub nutzen kann, muss ich ihn einrichten. Dafür brauche ich ein Google-Konto
und die Google-Home-App. Die WLAN-Daten übernimmt das
Gerät vom Smartphone, wenn ich zustimme. Ähnlich wie Google Home wünscht sich auch der Nest Hub möglichst viele
Datenpunkte von seinen Besitzerinnen: Ich kann ihn nur nutzen, wenn ich meinen Standort freigebe
(der ist bei mir standardmäßig ausgeschaltet), und selbst dann will der Nest
Hub am Liebsten noch eine genaue Adresse. Die muss ich aber immerhin nicht verpflichtend angeben. Auch sonst will das Gerät auf möglichst viele
Smartphonedaten zugreifen und weist darauf hin, dass es sie mit Drittanbietern
möglicherweise teile. Alles, was ich sage, wird unter Aktivitäten gespeichert. Das
ist so, als würde die neue Mitbewohnerin erst einmal alle meine Passwörter
wissen wollen, bevor sie mit mir spricht. Und dann alles aufzeichnen.

Immerhin können
Nutzer ihre Sprachaufnahmen in der App später wieder löschen. Wer nicht jeden Befehl
gespeichert haben will, kann diese Funktion dort auch deaktivieren. Auf der
Rückseite des Bildschirms lässt sich das Mikrofon zudem per Knopf ausschalten. Das muss man natürlich
erst einmal wissen, bevor man es umsetzen kann.

Dabei hatte
sich Google bei der Vorstellung des Geräts als großer Datenschützer inszeniert.
Diya Jolly,
damals Vizepräsidentin für das Produktmanagement, sagte
: “Wir
haben uns bewusst entschieden, keine Kamera einzubauen, sodass ihr euch wohlfühlt, das Gerät
in privaten Räumen wie dem Schlafzimmer zu platzieren.” Allerdings hat es das Unternehmen mit
seinen neuen Datenschutzbestrebungen (wenig überraschend) nicht sonderlich
ernst gemeint. Erst im Mai stellte es eine größere Version des Nest Hubs vor. Eines
der neuen Features: eine Kamera
. Ja, ernsthaft.

Die
Neugier meines neuen Gerätes vermiest mir die Kennenlernphase ein
wenig. Aber noch haben wir ja kein Wort miteinander gesprochen. Ich stelle mein
Testgerät ins Wohnzimmer und wähle eine Funktion aus, von der ich mir erhoffe,
dass sie mir den Sinn des Nest Hubs erschließen kann, weil sie sowohl Lautsprecher
als auch Bildschirm benötigt: Musik über YouTube abspielen.

“Hey Google, spiele ‘Numb’
von Linkin Park.”

“Du hast anscheinend noch keinen Standardanbieter zur
Wiedergabe von Musik ausgewählt. Du kannst das in der Google-Home-App tun.
Versuche es bitte anschließend noch einmal.”

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