/Deutschland – Nigeria: Jetzt geht es erst richtig los

Deutschland – Nigeria: Jetzt geht es erst richtig los

Deutschland – Nigeria 3:0 (2:0)

Tore: 1:0 Alexandra Popp (20.), 2:0 Sara Däbritz (27.),
3:0 Lea Schüller (82.)

Wie fielen die deutschen Tore?

Nach Geschenken der nigerianischen
Nationalmannschaft. Und zwar jedes deutsche Tor. Beim 1:0 nach 21 Minuten
köpfte Stürmerin Alexandra Popp unbedrängt nach einem Eckball zur Führung. Popp
musste sich nicht einmal anstrengen, geschweige denn hochspringen. Der Ball
fiel ihr einfach auf den Kopf. Selbst der Videobeweis half Nigeria nicht. Zwar
stand die deutsche Svenja Huth passiv im Abseits und dabei im Sichtfeld der
gegnerischen Torfrau, doch erkannte die Schiedsrichterin nach intensiven
Studium der Bewegtbilder auf ein reguläres Tor.

Noch sehr viel schlimmer aus Sicht
der Super Falcons fiel das 0:2 nur wenige Minuten später. Nachdem sich die Deutsche
Lina Magull den Ball im Strafraum zu weit vorlegte, konnte die Abwehrfrau
Evelyn Nwabokou den Ball aus Strafraum und Stadion dreschen. Eigentlich. Doch
Nwabokou streifte den Ball nur zärtlich mit der Sohle und unterzog stattdessen
Magulls Kniescheibe einem Härtetest. Der Videobeweis demaskierte dieses
sträfliche Missgeschick – Elfmeter. Sara Däbritz verwandelte sicher. Torfrau
Chiamaka Nnadozie hielt eben nicht so gut wie Magulls Kniescheibe. Und Nwabokou
war endgültig die, die nicht mehr lachte.

In der Schlussphase patzte auch noch
die verlässliche Mittelfeldstaubsaugerin Halimat Ayinde. Sie steckte den Ball
perfekt in den eigenen Strafraum, wo Lea Schüller in der 82. Minute eiskalt
abschloss.

Wie war die Stimmung im Stadion?

Wie bei einem Spiel des FC Bayern.
Die deutschen Frauen hatten es nicht leicht. Nach den zwei spielentscheidenden
Videobeweis-Entscheidungen in kurzer Zeit schwappte die Sympathie im Grenobler
Stadion endgültig zum Außenseiter. Jeder der wenigen gelungenen Pässe der
Nigerianerinnen wurde so eifrig beklatscht wie die deutschen Stockfehler. Gut, dass
anders als beim Eurovision Song Contest nicht die Zuschauer über die Punkte
beziehungsweise Tore entscheiden. Deutschland wäre so hoffnungslos
untergegangen wie ein deutscher Kegelclub in Kasan.

Die Partie hätte auch aus anderen
Gründen Pfiffe verdient gehabt, sie war nämlich nicht das fairste Fußballspiel
dieser Frauen-Weltmeisterschaft. Gerade in der Luft gab es so manchen harten
Kontakt. Auf dem Rasen landeten fiese Tritte in den Fersen der Gegenspielerinnen.
Dieses Spiel war mit fünf gelben Karten am Ende fast so gut bedient wie die
nigerianische Abwehr.

Wer ragte bei den deutschen Frauen heraus?

Gerne würde man die Titanin Almut Schult erwähnen. Seit Beginn des Turniers haben die Deutschen immer noch kein
Gegentor kassiert. Das Problem: Es gab kaum eine Aktion, für die man Schult
großartig würdigen darf. Sie hatte schlicht nichts zu tun. Beim gefährlichsten
Angriff der Nigerianerinnen sah sie aus der Zuschauerperspektive, wie die
Angreiferin die Tor-Grätsche eine Millisekunde zu spät auspackte.

So darf sich Stürmerin Alexandra Popp über das meiste Lob freuen. Nicht nur wegen ihres Führungstores, das aus
dem Nichts vom Himmel auf ihren Kopf herabfiel, sondern weil sie nach dem
Seitenwechsel auf der Doppelsechs spielte, als hätte sie nie etwas anderes
getan als vor dem Strafraum Angriffe abzuwehren. Man stelle sich nur mal vor,
ein Klose, Gomez oder Jancker hätten das für die Männerelf tun müssen. 

Wie geht es Dszenifer Maroszan?

Besser. Deutschlands beste
Fußballerin war immerhin wieder im Kader, blieb aber ohne Einsatz. Der
gebrochene Zeh der Zehn kann durch den ungefährdeten Sieg weiter heilen.

Wie geht es weiter?

Mit einer schweren Aufgabe. Bisher
spielte Deuschland gegen keine Top-Nationen. Spanien und China, die besten
Gegnerinnen bisher, stehen nicht mal in der Top Ten der Weltrangliste. Im
Viertelfinale wartet der Sieger aus der Partie Schweden gegen Kanada. Beide
Mannschaften sind spielstark und gleichzeitig auch kämpferisch der deutschen
Auswahl ebenbürtig. Geschenke wird es in der nächsten Runde kaum geben.

Immerhin: Die Auslosung meint es
vergleichsweise gut mit den Deutschen. Zur Erinnerung: Die  Gastgeberinnen und Favoritinnen aus
Frankreich müssen wahrscheinlich Brasilien, die USA sowie England oder
Australien besiegen, wenn sie ins Finale möchten. Das Spielplanglück ist schon mal
auf der deutschen Seite.

Hits: 11