/Nach Tod von Walter Lübcke: Mehrere deutsche Politiker erhalten Morddrohungen

Nach Tod von Walter Lübcke: Mehrere deutsche Politiker erhalten Morddrohungen

Nach dem gewaltsamen Tod des Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sind bei mehreren Politikern in Deutschland Morddrohungen eingegangen. Betroffen sind Berichten zufolge unter anderem die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie der Bürgermeister der westfälischen Stadt Altena, Andreas Hollstein. Beide wurden in der Vergangenheit bereits mit Messern angegriffen. Zuerst hatten Bild und WDR darüber berichtet.

Die Polizei in Köln bestätigte am Mittwochabend den Vorfall um Reker und dass sie die Drohung nach dem gewaltsamen Tod des Kasslers Regierungspräsidenten erhielt. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (Dpa) bestätigte auch Hollstein, dass er bedroht wird. Er habe in der Vergangenheit immer wieder mal Morddrohungen erhalten. Zuletzt sei am Dienstag eine eingegangen, so der Bürgermeister von Altena laut der Dpa.

Dem WDR zufolge habe die Tat “offenbar (…) einen rechtsextremen Hintergrund und steht im Zusammenhang mit der Tötung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke”. Der Bericht geht allerdings nicht näher auf die Aussagen ein. Das Büro von Reker habe den Fall nicht kommentieren wollen, heißt es darin weiter.

Polizeisprecher kann Zusammenhang mit Mord an Lübcke nicht bestätigen

Ob es einen Zusammenhang mit dem Verbrechen an Lübcke gebe, könne er nicht sagen, sagte hingegen ein Polizeisprecher. Da neben Reker auch andere Politiker bedroht wurden, sei zentral das Landeskriminalamt Berlin zuständig. Vom Landeskriminalamt Berlin war am Abend keine Stellungnahme zu erhalten. Ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft hatte zunächst keine Informationen zu dem Fall.

Sowohl Reker als auch Hollstein waren in den vergangenen Jahren zum Ziel von Attentätern geworden. Reker entging 2015 vor ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin nur knapp dem Tod, als ihr ein Rechtsradikaler bei einem Wahlkampftermin mit einem Messer in den Hals stach. Die parteilose Kommunalpolitikerin wurde lebensgefährlich verletzt und musste notoperiert werden. Der Angreifer verwundete zudem vier weitere Menschen. Hollstein wurde im November 2017 in einem Dönerimbiss angegriffen und mit einem Küchenmesser bedroht. Dabei wurde er leicht am Hals verletzt.

45-Jähriger in Untersuchungshaft

Der Kassler Regierungspräsident Walter Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni auf der Terrasse seines Wohnhauses im hessischen Wolfhagen-Istha niedergeschossen worden. Unter dringendem Tatverdacht sitzt ein 45-Jähriger in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft stuft das Verbrechen als politisches Attentat mit rechtsextremem Hintergrund ein.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte am Mittwoch mit Blick auf den Mordfall Lübcke Respekt und Schutz für Kommunalpolitiker in Deutschland. Sie seien diejenigen, “die die Kärrnerarbeit unserer Demokratie leisten”, sagte Steinmeier beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund. “Sie verdienen nicht nur unser Vertrauen, sie verdienen Respekt, und sie verdienen vor allem Schutz vor jeder Form von Herabwürdigung, Hetze und roher Gewalt.”

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