/Luftreinhaltung: Stickoxid-Werte 2018 in 57 Städten zu hoch

Luftreinhaltung: Stickoxid-Werte 2018 in 57 Städten zu hoch

Die Verschmutzung durch Abgase ist im vergangenen Jahr in 57 Städten höher als erlaubt gewesen. Allerdings hätten acht Städte weniger als noch im Jahr zuvor den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm überschritten, wie das Umweltbundesamt mitteilte. Der Trend gehe in die richtige Richtung, hieß es von der Organisation.

Im Durchschnitt lagen die Jahresmittelwerte an verkehrsnahen Messstationen 1,5
Mikrogramm pro Kubikmeter Luft unter denen des Jahres 2017. In 13 Städten, die 2017 im Jahresmittel noch über dem Grenzwert
lagen, wurde dieser nun eingehalten. Dafür rutschten fünf Städte
zurück in den problematischen Bereich: Leipzig,
Ulm, Koblenz, Eschweiler in Nordrhein-Westfalen sowie Sindelfingen bei
Stuttgart

Wenn eine Stadt den Grenzwert überschreitet, bedeutet das nicht, dass
die Luft überall schlecht ist. Denn es zählt die Messstation mit dem höchsten
Jahresmittelwert. Das führte für einige Städte zu Verschlechterungen: In 15 Städten lag die Belastung 2018 (wie schon im Vorjahr) bei mehr als 50 Mikrogramm. Neu hinzugekommen sind hier Dortmund und Berlin. Die höchste Belastung hatte Stuttgart mit 71 Mikrogramm vor Darmstadt mit 67 und München mit 66 Mikrogramm. Knapp unter der 50-Mikrogramm-Marke liegen Backnang (Baden-Württemberg) und Bochum mit
49 beziehungsweise 48 Mikrogramm.

Bei dem zweiten Luftschadstoff, dem Feinstaub (Partikelgröße 10 Mikrometer), wurde der Grenzwert 2018 nur an einer
industrienahen Messstation überschritten. Dennoch sei die Belastung zu
hoch und ein Risiko für die Gesundheit, teilte das Umweltbundesamt (UBA) mit. Wenn man die
strengeren Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zum
Maßstab nehme, werde an 78 Prozent aller 374 Messstellen zu viel
Feinstaub gemessen. Betroffen seien auch Kleinstädte und ländliche
Gebiete. An 35 Tagen im Jahr darf die Belastung bei mehr als 50
Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen, die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt aber nur
maximal drei Tage mit Werten oberhalb von 50 Mikrogramm. Bisherige Analysen ergaben, dass ein nicht geringer Teil des Feinstaubs in Städten aus dem Umland hereingeweht wird.

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger verlangte, ältere Dieselautos schnell mit wirksamen Katalysatoren nachzurüsten, um den EU-Grenzwert überall einzuhalten. Dieselfahrzeuge stoßen wegen des höheren Energiegehalts des Dieselkraftstoffs weniger Kohlendioxid aus, aber dafür mehr Stickoxid, gegen Rußpartikel sind neuere Fahrzeuge mit Filtern ausgerüstet, die die Motorsteuerung aber unter erhöhtem Kraftstoffverbrauch bei schnellerer Fahrt freibrennen muss, um die Filterwirkung aufrechtzuerhalten.   

Überhöhte Stickoxidwerte sind der Grund für Fahrverbote für ältere Diesel in Stuttgart, Hamburg und Darmstadt. Andere Städte – etwa Berlin – könnten folgen. Der Verein Deutsche Umwelthilfe hatte die Einschränkungen vor Gericht erzwungen. Die Europäische Union hat Deutschland und fünf andere Staaten vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt, weil die Grenzwerte nicht eingehalten werden.

Bereits Ende Januar hatte das Bundesamt auf Basis erster Daten mitgeteilt, dass die Belastung zurückgehe als Folge von Tempolimits, Verkehrsbeschränkungen, mehr neuen Autos, Softwareupdates zur besseren Abgasreinigung bei älteren Diesel, aber auch wegen des Wetters. Was wie viel zur Minderung beigetragen hat, lasse sich allein anhand der Messdaten nicht bestimmen, hieß es damals.

Für die wegen des Abgasskandals notwendigen Nachrüstungen direkt am Motor hat die große Koalition die rechtlichen Grundlagen gelegt, sie sind aber an Fahrzeugen noch nicht angelaufen. Nachrüstunternehmen hätten erste Anträge auch für Pkw gestellt, sagte UBA-Präsidentin Krautzberger. Alle Autokonzerne seien dazu aufgerufen, “die Nachrüstunternehmen technisch und die Kunden beim Kauf der Systeme finanziell zu unterstützen”.

Das UBA bekommt die Stickoxid-Werte von den Umweltbehörden der Länder geliefert, die für die Messungen zuständig sind. Kritiker sind der Meinung, in Deutschland werde zu scharf
gemessen. Die EU-Richtlinie zum Aufstellen der Messstationen gibt einen gewissen
räumlichen Spielraum. Im November hatte das Bundesumweltministerium angekündigt, über den TÜV die Standorte der Stationen prüfen zu lassen.

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