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Khartum: Afrikanische Union suspendiert Sudan

Nach der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste im Sudan hat die Afrikanische Union (AU) das Land von der Organisation suspendiert. Ab sofort werde die Teilnahme des Landes von allen AU-Aktivitäten so lange ausgesetzt, bis eine zivil geführte Übergangsregierung eingerichtet sei, gab die AU via Twitter bekannt. Dies sei der einzige Weg, der den Sudan aus der derzeitigen Krise führen könne.

Sicherheitskräfte hatten am Montag gewaltsam eine Sitzblockade in der sudanesischen Hauptstadt Khartum aufgelöst. Dabei und bei weiterer Gewalt gegen Demonstranten wurden einem Ärzteverband zufolge mehr als 100 Menschen getötet und 500 weitere verletzt. Das Gesundheitsministerium spricht hingegen von nicht mehr als 46 Toten. Eine Aktivistin, Amal Al-Sein, sagte, die Zahl der Toten könnte noch viel höher liegen. An mehreren Stellen seien Leichen im Nil gefunden worden. Einige hätten Schusswunden, andere seien offenbar zu Tode geprügelt und in den Fluss geworfen worden, sagte sie. 

Im Sudan hat das Militär das Sagen, seitdem Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April gestürzt wurde. Die Protestbewegung im Sudan will trotz des brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte an ihrer Strategie des zivilen Ungehorsams bis zum Machtwechsel festhalten. “Unser Erfolg hängt von unserer vollen Einhaltung friedlicher Proteste ab, egal wie hart die kriminellen Milizen versuchen, uns in Gewalt hineinzuziehen”, erklärte der seit Monaten die Demokratiebewegung anführende Berufsverband SPA auf seiner Facebook-Seite.

Gefürchtete Rapid Support Forces

Die Gewalt vonseiten der Sicherheitskräfte war am Montag nach wochenlangen Verhandlungen zwischen dem regierenden Militärrat und der Opposition eskaliert. Das zur SPA gehörende Ärztekomitee teilte mit, bis Donnerstag seien im Gesamten 108 Tote durch Gewalt der Sicherheitskräfte gezählt worden. Am selben Tag erneuerte der Chef des Militärrats, General Abdel Fattah Burhan, das Angebot an die Opposition, über einen Übergang zu einer zivilen Regierung zu verhandeln. Die SPA lehnte umgehend ab und rief zu Blockaden und anderen Aktionen auf, um das öffentliche Leben zum Stillstand zu bringen.

Auch aus 13 anderen sudanesischen Städten wurde gewaltsames Vorgehen gegen Demonstranten gemeldet. Als besonders brutal wurde die paramilitärische Schnelle Eingreiftruppe (Rapid Support Forces) beschrieben, die aus der Dschandschawid-Miliz hervorgegangen ist. Die Dschandschawid waren vom im April vom Militär abgesetzten Machthaber Omar al-Baschir zur Niederschlagung des Aufstands in den 2000er-Jahren in Darfur eingesetzt worden. Gegen Baschir und andere dafür Verantwortliche wurden Vorwürfe des Völkermords erhoben.

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