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Deutscher Schulpreis: Die beste Schule ist eine Brennpunktschule

Die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm in Nordrhein-Westfalen gewinnt den Deutschen Schulpreis 2019. Damit wurde am Mittwoch in Berlin eine Grundschule in einem sozial benachteiligten
Stadtteil ausgezeichnet. 

Auf engem Raum werden in der Gebrüder-Grimm-Schule rund
220 Kinder unterrichtet, knapp die Hälfte von ihnen erhalten
Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket, mehr als 100 haben
Migrationshintergrund. Etwa jedes zehnte Kind hat
sonderpädagogischen Förderbedarf. Auch die Ausstattung der Schule ist alles andere als luxuriös. Wie die Pädagogen und Schülerinnen damit umgehen? “Wir sehen Probleme nicht als Probleme an. Wir sagen: Lass uns das mit einem Lachen angehen”, sagte Schulleiter Frank Wagner bei der Preisverleihung.

“Die Gebrüder-Grimm-Schule hat die Not
zum Motor ihrer Entwicklung gemacht”, sagt Michael Schratz,
Erziehungswissenschaftler von der Universität Innsbruck und Sprecher
der Jury des Deutschen Schulpreises. Trotz schwieriger Bedingungen schaffe
es die Schule, die individuellen Talente und Stärken
jedes Kindes zu fördern. In den vergangenen zehn Jahren habe sie eine Umgebung geschaffen, in
der Lernen hervorragend gelingt. Andere Schulen könnten von ihr lernen.   

Besonders viel Wert wird darauf gelegt, die Kinder regelmäßig zu loben.
Höhepunkt sind die monatlichen Schulversammlungen, bei denen
sogenannte Lobbriefe verlesen werden, die nicht nur Leistungen
würdigen, sondern auch positive Verhaltensweisen im Alltag.  

Vergeben wird der mit 100.000 Euro dotierte Deutsche Schulpreis von der Robert Bosch Stiftung seit 2006 gemeinsam mit der Heidehof Stiftung. Kooperationspartner sind die ARD und die ZEIT. Seit dem Start des Programms haben sich rund 2.000
Schulen für den Preis beworben. Sechs Bereiche bewertet die Jury: “Leistung”,
“Umgang mit Vielfalt”, “Unterrichtsqualität”, “Verantwortung”,
“Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner” und “Schule als
lernende Institution”.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte allen Nominierten per Videobotschaft: “Sie [die Preisträger] sind gute Beispiele dafür, wie wir die Herausforderungen, vor denen Schulen wie auch unsere ganze Gesellschaft heute stehen, meistern können. Denn Schule ist ein Ort, an dem sich die Fragen unserer heutigen Gesellschaft – wie der Umgang mit dem digitalen Fortschritt, mit Integration und dem demokratischen Miteinander – wie in einem Brennglas bündeln.” 

Auszeichnung für Innovationen

Fünf weitere Preise in Höhe von je 25.000 Euro erhalten die
Alemannenschule Wutöschingen (Baden-Württemberg), die GGS Kettelerschule in Bonn
(NRW), die Schiller-Schule in Bochum (NRW), die Kurfürst-Moritz-Schule in Moritzburg (Sachsen) und die Deutsche Schule Mariscal Braun in
La Paz (Bolivien). Alle nominierten Schulen seien “beeindruckende
Beispiele für ein innovatives und lernfreundliches Schulklima”, sagte
der Hessische Kultusminister und Präsident
der Kultusministerkonferenz Alexander Lorz am Mittwoch in
Berlin bei der Preisverleihung.

Auch die neun nominierten Schulen, die nicht ausgezeichnet wurden, erhalten
Anerkennungspreise in Höhe von jeweils 5.000 Euro. Und alle Schulen, die von der Jury besucht wurden und keinen
Preis erhalten haben, werden über zwei Jahre individuell begleitet und nehmen an Seminaren und
Vernetzungsangeboten teil. 

“Der Deutsche Schulpreis ist inzwischen weit mehr als ein Wettbewerb”,
sagt Joachim Rogall, Vorsitzender der Geschäftsführung der
Robert Bosch Stiftung GmbH. Die Konzepte der
Preisträgerschulen werden von der Deutschen Schulakademie
aufbereitet und über Fortbildungen, Publikationen und das Deutsche
Schulportal
allen Schulen zur Verfügung gestellt.  

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