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Wirtschaftspolitik: Deutschland verliert an Attraktivität

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der internationalen Investitionsprojekte in Deutschland gesunken. Das ist das Ergebnis einer europaweiten Standort-Attraktivitätsstudie des Beratungsunternehmens EY. 2018 investierten ausländische Firmen demnach in 973 Projekte – im Vergleich zum Vorjahr sei das ein Minus von 13 Prozent.

Es sei das erste Mal seit 2005, dem Beginn der Datenerhebung durch EY, dass die Zahl der Investitionsprojekte in Deutschland gesunken sei. Vor allem Unternehmen aus Großbritannien, China und der Schweiz würden weniger Geld bereitstellen. Im europaweiten Vergleich komme die Bundesrepublik damit nur noch auf den dritten Platz: Die meisten Projekte würden weiterhin in Großbritannien laufen – allerdings sind es auch dort 13 Prozent weniger. Auf Platz zwei folge Frankreich. Insgesamt sei die Zahl der Investitionsprojekte in Europa um vier Prozent gesunken.

Zu viele Vorgaben

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist eine leicht gestiegene Unzufriedenheit der Investoren mit den Rahmenbedingungen in Deutschland. Rund 37 Prozent der befragten Vertreterinnen und Vertreter internationaler
Unternehmen, die bereits in Deutschland aktiv sind, haben eine negative Bewertung abgegeben. Bemängelt werde etwa eine mangelnde Flexibilität des Arbeitsrechts, Steuervorgaben, Arbeitskosten und die Möglichkeiten von Vergünstigungen für
Unternehmen. 2017 hätten lediglich 22 Prozent Kritik am Wirtschaftsstandort Deutschland geäußert. Positiv bewertet wurden nach EY-Angaben im vergangenen Jahr die Infrastruktur, das stabile politische und rechtliche Umfeld und die Qualifikation der Arbeitskräfte in Deutschland.

“Dass die ausländischen Investitionen in Deutschland sinken, ist ein Warnsignal”, sagte Hubert Barth, der Vorsitzende der Geschäftsführung von EY in Deutschland. “Deutschland ist nicht mehr Wachstumsmotor der europäischen Wirtschaft.” Für ausländische Investoren sei das Wirtschaftswachstum eines Landes ein wichtiges Signal: Mit einem Wachstum von 1,4 Prozent habe Deutschland 2018 aber nur mehr Rang 24 von 28 EU-Staaten erreicht.

Deutsche Unternehmen investierten im vergangenen Jahr laut EY in 695 Projekte im europäischen Ausland, ein Rekordwert. Nach Firmen aus den USA seien deutsche Konzerne damit die zweitwichtigsten Investoren in Europa.

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