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Entwicklerkonferenz: Sie haben iTunes getötet

Apples Entwicklerkonferenz hat begonnen und iTunes wurde dort beerdigt. Wir erklären, was Ihr iPhone bald Neues kann und welche Ankündigung wichtiger ist, als Sie denken.

WWD… – was?

Am Montagabend deutscher Zeit begann in Kalifornien die Apple Entwicklerkonferenz WWDC (das steht für Worldwide Developers Conference). Die Konferenz ist einer der wichtigsten Termine für Apple, um neue Produkte und Software vorzustellen.

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Worüber reden jetzt alle?

Dass Apple iTunes getötet hat. Dieses Jahr wäre iTunes volljährig geworden – aber Apple hat sich stattdessen dafür entschieden, die App zu zerschlagen. Mit macOS 10.15 Catalina, das im September erscheinen soll, wird iTunes aufgeteilt: In drei separate Apps: eine für Podcasts, eine für Musik und eine für Videos. Als iTunes 2001 vorgestellt wurde, war es eine App, um die eigene Musiksammlung zu sortieren.

Als Apple dann den iPod vorstellte, wurde die Musik mit iTunes auf den iPod übertragen. Anschließend kam der iTunes Music Store, in dem man Musik kaufen konnte, Podcasts wurden integriert, und Hörbücher. Auch das iPhone wurde zunächst über iTunes synchronisiert, die App übertrug Browser-Lesezeichen, Kontakte, Fotos, Videos, Klingeltöne und sogar eBooks auf das Gerät. Über die Jahre wurde iTunes so zu einer Zombie-App, die vieles irgendwie konnte, aber nichts richtig gut. Mit der Dreiteilung folgt Apple dem eigenen Vorbild iOS. Auf iPhones und iPads gibt es ebenfalls separate Apps für die drei Kategorien, iTunes gibt es dort nur noch, um die entsprechenden Inhalte aus dem iTunes Store zu kaufen. Das wohl beste Ergebnis dieser Entscheidung: Wenn man zukünftig sein iOS-Gerät an einen Mac anschließt, passiert: nichts. Vorher hatte sich immer iTunes geöffnet.

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Welche Ankündigung ist wichtiger, als ich denke?

Apple baut einen neuen Mac Pro. (Ja, das klingt jetzt erstmal langweilig, ist es aber nicht.) Der Mac Pro ist ein klassischer Standrechner: Speicher, RAM und Grafikkarten sind modular verbaut und können nachträglich ausgetauscht werden. Der Profirechner von Apple ist sehr teuer – in den USA ist er ab 5.999 Dollar zu haben, deutsche Preise sind noch nicht bekannt – und fast niemand braucht ihn. Aber er ist eine wichtige Botschaft an die Apple-Entwicklercommunity, die in San José am Montag im Publikum saß: Denn alle, die die Apps programmieren, die auf iPhones und iPads laufen, brauchen leistungsstarke Hardware. In den vergangenen Jahren hatte Apple sich vor allem darauf konzentriert, das iPad als Computerersatz zu etablieren. Aber auf iPads kann man keine Apps programmieren und keine Hollywood-Filme schneiden.

Bei seinen Laptops konzentrierte sich Apple darauf, sie immer dünner zu machen – eine Entscheidung, die auf Kosten der Leistung und der Variabilität der Computer ging. So verloren sie deshalb viele Ports, die Profi-Nutzer benötigen. Der letzte Mac Pro war 2013 vorgestellt worden, aber nicht erweiterbar gewesen und daher schnell an seine Leistungsgrenzen gestoßen.

Neben dem Mac Pro kündigte Apple auch ein 32-Zoll-Display an, das höchsten Ansprüchen für Videoschnitt und Bildbearbeitung genügen soll. Damit will Apple die Kreativbrache wie Filmstudios und Fotografinnen wieder für sich gewinnen, die aus ähnlichen Gründen wie die Entwicklerinnen mit Apple-Hardware unzufrieden gewesen waren. Das Display kostet ab 4.999 Dollar. Der Standfuß kostet übrigens 999 Dollar extra. Weil: Apple.

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Was mich ja eigentlich interessiert: Gab es auch neue Features für mein iPhone?

Ja. Apple hat gezeigt, wie die neue Version von iOS aussehen wird, die auch auf Ihrem iPhone läuft. iOS wird ab Version 13 einen dunklen Modus haben, in dem das Interface nicht weiß, sondern schwarz ist. Dass dieses Feature den größten Applaus bekam, zeigt wohl, dass Smartphone-Software inzwischen sehr ausgereift ist – es gibt nicht mehr viel, was noch fehlt. Dafür wird auch iOS 13 nochmal schneller sein: Apps sollen doppelt so schnell starten, App-Updates 60 Prozent schneller installiert werden und FaceID, die Funktion, mit der man das iPhone mit seinem Gesicht entsperrt, immerhin 30 Prozent schneller gehen.

Außerdem wird es künftig die Möglichkeit geben, sich mit seiner Apple-ID bei Fremdservices einzuloggen. Facebook oder Google bieten etwa an, sich bei Fremdservices mit dem jeweiligen Facebook- oder Google-Konto einzuloggen, um nicht noch einen weiteren Account erstellen zu müssen. Allerdings übertragen die Firmen laut Apple mehr persönliche Daten an die Services, als nötig. Apple möchte das anders machen und generiert bei jeder Registrierung eine zufällige E-Mailadresse, um die Daten seiner Nutzerinnen und Nutzer zu schützen.

Die Karten-App, bei der Apple seit Jahren hinter dem Konkurrenten Google hinterherhinkt, soll noch bessere Kartendaten enthalten. Auch bei Apple wird es ab iOS 13 möglich sein, Häuserfronten und Straßenzüge virtuell abzulaufen. Google bietet das seit Jahren weltweit an und nennt das Feature “Street View”. Apple nennt es “Look Around” und bietet es erstmal nur in den USA an.

Die neue Version des Betriebssystems für iPhones (ab iPhone 6S) und iPads (ab iPad Air 2) wird wie jedes Jahr im September erscheinen, wenn auch das neue iPhone vorgestellt wird. Wenn Sie ganz neugierig sind, können Sie aber auch ab Juli die öffentliche Beta herunterladen. Aber besser nicht auf Ihrem Hauptgerät (Betas enthalten oft noch viele Bugs).

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Ich habe noch ein iPad rumliegen. Kann ich damit auch bald mehr machen?

Ja. Apple arbeitet seit Jahren daran, das iPad als einen vollwertigen Laptop-Ersatz zu etablieren: Größere Bildschirme und leistungsstärkere Prozessoren sollen die iPads für Profis attraktiv machen. Doch die Software hinkte lange hinterher, oft war iOS auf dem iPad auch nur eine aufgeblasene Version dessen, was auf dem iPhone möglich war. Nun spaltet Apple die iPad-Version von iOS ab und nennt es iPadOS. Mit komplexen Wischgesten soll das Wechseln zwischen Apps noch einfacher und mächtiger werden. Textselektion und Ausschneiden, Kopieren und Einfügen sollen ebenfalls durch Wischgesten schneller werden. Außerdem wurde die Dateien-App, mit der auf iOS Dateien verwaltet werden können, erweitert: Nutzerinnen können sich nun mit externen Servern verbinden und auch ans iPad angeschlossene USB-Sticks und SD-Karten tauchen in der Dateien-Übersicht auf. Apple hat eingesehen, dass es das iPad mehr zu einem alten Computer machen muss, um neue Kunden anzuziehen.

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Was ist mit meinem Mac?

Ab macOS 10.15 werden Entwickler von iPad-Apps künftig ihre Software leicht so umschreiben können, dass sie auch auf dem Mac läuft. Apple nennt dieses Projekt “Catalyst”. Das ist vor allem eine Reaktion darauf, dass immer weniger Entwicklerinnen neben ihren iOS-Apps auch eine Version für den Mac anbieten, weil sich der Entwicklungsaufwand nicht auszahlt. Warum eine Mac-App schreiben, wenn man mit einer iPad-Version viele Millionen Nutzer mehr erreicht? Schon heute laufen einige dieser Portierungen auf dem Mac: Die Sprachnotizen-App oder die Home-App. Es könnte sein, dass der Mac so als Plattform wiederbelebt wird. Gleichzeitig besteht bei vielen Mac-Fans die Sorge, dass künftig nur noch zweitklassige Portierungen von Apps auf dem Mac laufen werden, anstatt eigenes für den Mac geschriebene Programme. 

Auch die weiteren Neuerungen, die macOS Catalina bringen wird, sind Portierungen von iOS: Sie werden mit “ScreenTime” auch auf dem Mac ihre Facebook- und Twitter-Nutzung einschränken können. Die für iOS vorgestellten Aktualisierungen der Notizen- und Erinnerungs-App kommen auch auf macOS an. Und künftig wird es mit “Voice Control” Nutzern mit körperlichen Einschränkungen möglich sein, ihr iOS-Gerät oder ihren Mac ausschließlich mit der eigenen Stimme zu steuern. Und Sie können mit macOS Catalina Ihr iPad als zweiten Bildschirm für den Mac nutzen.

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Das ist doch eine Entwicklerkonferenz. Gab es auch für die was?

Ja. Den größten Applaus der gesamten Präsentation gab es für SwiftUI. Swift ist Apples Programmiersprache, in der Entwickler Apps für iPhones und iPads schreiben können. SwiftUI spart ihnen bei der Entwicklung viel Zeit, da es den Code, den es braucht, um die Benutzeroberfläche zu erstellen, vereinfacht und große Teile der Erstellung automatisiert. Außerdem werden Entwicklerinnen live sehen können, wie sich die Oberfläche verändert, wenn sie den Code dafür verändern.

Außerdem gab es neue Entwicklungsumgebungen für Apples “Augmented Reality”-Features (AR). AR bedeutet “erweiterte Realität”, es werden also virtuelle Dinge (etwa eine Couch) in reale Umgebungen (Ihr Wohnzimmer) gestellt. Um die neuen Möglichkeiten der vorgestellten Entwickler-Werkzeuge zu zeigen, gab es eine Demo, in der eine lebensgroße Minecraft-Welt auf einem Tisch zu sehen war, die durch das iPhone oder iPad dann gesteuert werden konnte. Die anwesenden Entwickler waren begeistert.

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Und sonst so?

Sie sind echt immer noch hier? Na gut, dann noch ein kleines Potpurri an weiteren Neuerungen: Für die Apple Watch gibt es neue Ziffernblätter, einen eigenen App Store und die Möglichkeit für Frauen, ihren Zyklus zu tracken. Außerdem macht die Watch einem künftig ein schlechtes Gewissen, wenn man weniger Sport treibt als sonst und weist einen darauf hin, wenn man in zu lauten Umgebungen unterwegs ist. Mit der neuen Version von tvOS wird es möglich sein, Spiele auf dem Apple TV mit dem eigenen XBOX- oder PlayStation-Controller zu spielen. Die Stimme von Apples Sprachassistent Siri soll noch natürlicher klingen.

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