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Apple Mac Pro: Der wichtigste Computer, den (fast) keiner braucht

Das nächste große Ding von Apple sieht aus wie eine Käsereibe auf Rädern. Auf ihrer Entwicklerkonferenz WWDC hat die Firma am Montagabend ihren neuen Computer für Profis vorgestellt: den Mac Pro. Sein Gehäuse ist vorne und hinten löchrig, oben hat er zwei glattpolierte Stahlgriffe, um ihn herumzutragen. Von vorne sieht der Computer daher aus wie eine Vierkantreibe, die Räder sind optional.

Der Rechner ist eines der teuersten Produkte in Apples Portfolio: Er kostet 6.000 Dollar aufwärts, das dazu vorgestellte Display startet bei 5.000 Dollar. Wer einen matten Bildschirm haben will, darf 1.000 Dollar extra zahlen. Und die Halterung für den Bildschirm kostet auch nochmal tausend Dollar. Mit freundlichen Grüßen aus Cupertino. Das Unternehmen bedient offensichtlich gern das Vorurteil, überteuerte Produkte zu verkaufen. 

Nun braucht fast niemand diesen Mac Pro, kaum jemand wird ihn überhaupt kaufen. Trotzdem ist diese Käsereibe auf Rädern der wichtigste Computer, den Apple seit Jahren herausgebracht hat.

1.992 Tagen nicht aktualisiert

Um das zu verstehen, muss man 1.992 Tage zurück gehen: Im Juni 2013 stand der Marketingchef von Apple, Phil Schiller, auf der Bühne der WWDC und stellte den Nachfolger des damaligen Mac Pro vor.

Der Mac Pro war bis zu diesem Juni 2013 ein normaler Standrechner: Das Design hatte sich seit 2003 nicht verändert, auch er hatte schon Löcher im Gehäuse. Seine Nutzerinnen hatten ihn schon damals liebevoll Käsereibe genannt. Der Mac Pro dagegen, den Schiller im Juni 2013 vorstellte, war ein nur 25 Zentimeter hoher Zylinder, er glänzte schwarz.

Schiller sagte bei der Präsentation den inzwischen legendären Satz: “Can’t innovate any more, my ass.” Er war vor allem an die Tech-Presse gerichtet, in der es seit Jahren hieß, Apple würde seit dem iPhone keine wirklich innovativen Produkte mehr bauen. Wenn der Mac-Pro-Zylinder eines war, dann: innovativ. Er saugte Luft von unten an und kühlte so das ganze Gerät. Er war doppelt so leistungsfähig wie sein Vorgänger, aber nur ein Bruchteil so groß. Er war ein Wunderwerk der Technik. Und es war eine der größten Fehlentwicklungen, die Apple je gemacht hatte. Nicht nur wegen seines Aussehens erhielt er bald einen Spitznamen: Abfalleimer.

Eine überflüssige Innovation

Denn es war eine Innovation, nach der keiner gefragt hatte. Der Mac Pro war immer ein Rechner für die, die maximale Leistung wollen und bereit sind, dafür sehr viel Geld auszugeben. Wer Apps programmiert, Filme schneidet oder als Fotografin Bilder bearbeitet, braucht keine kleinen Rechner. Wer maximale Leistung will, nimmt dafür auch einen großen Computer in Kauf.

Denn durch die spezielle Form und die geringe Größe des Computers ließen sich die Kapazitäten des “Abfalleimers” kaum erweitern. Hatten Apples Pro-Käufer vorher immer mühelos selbst RAM, Festplatte und Grafikkarte austauschen und damit die Leistungsfähigkeit erweitern können, ging das beim Neuen größtenteils nicht mehr. Selbst Apple aktualisierte die Hardware nicht – drei Jahre lang verkaufte die Firma den Rechner, ohne ihn upzudaten.

Anstatt sich um sein Pro-Publikum zu kümmern, machte Apple Produkte für die Menschen, die den Großteil der Käufer ausmacht: ganz normale Leute. (Gut: Ganz normale Leute mit relativ viel Geld.) Diese Menschen wollten dünnere iPhones mit größeren Bildschirmen, sie wollten Laptops, die leicht genug waren, um sie mit sich herumzutragen. Oder so zumindest stellte sich Apple das offenbar vor. Das Unternehmen machte jedenfalls seine Laptops leichter und dünner anstatt leistungsfähiger. Dafür entfernte Apple den Slot für Speicherkarten, warf den Ethernetkabelanschluss raus. Die Zukunft sei kabellos, sagte das Unternehmen. Gleichzeitig vermarktete Apple das iPad als vollwertige Alternative zum Laptop, für alle.

Aber auf dem iPad lassen sich nicht so gut Apps programmieren. Und wer Videos schneiden und hochladen möchte, macht das nicht über WLAN, weil es einfach zu lange dauert. Die federleichte und kabellose Zukunft, die Apple ausgerufen hatte, war für die anspruchsvollsten seiner Nutzerinnen vor allem nervig.

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