/Nahles-Rückzug: “Die große Koalition torkelt noch einen Sommer; dann ist Schluss”

Nahles-Rückzug: “Die große Koalition torkelt noch einen Sommer; dann ist Schluss”

Nach dem Rücktritt der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles droht Deutschland eine Regierungskrise – zumindest meinen dies internationale und deutsche Zeitungen, die ein baldiges Ende der großen Koalition erwarten. Jetzt “zittert auch die Bundesregierung”, schreibt etwa die italienische Zeitung La Repubblica. Die nächsten Stunden seien entscheidend dafür, ob die Regierung “die große Erschütterung durch die x-te Identitätskrise der Sozialdemokraten” verkrafte.

Die New York Times bezeichnet Nahles als “entscheidend für das Überleben der Regierung”. Es sei fraglich, wer bei den Sozialdemokraten jetzt diese Rolle übernehmen könne. “Die Sozialdemokraten haben es nicht geschafft, in einer Ära der Globalisierung ein modernes Narrativ für die traditionelle Rolle der Partei als Verfechterin von sozialer Gerechtigkeit und Arbeiterrechten neu zu erfinden”, kommentiert die Zeitung.

Der Schweizer Tagesanzeiger aus Zürich rechnet mit einem baldigen Bruch der Regierung. Die Zeitung hält eine kurze Phase einer Minderheitsregierung der CDU und anschließende Neuwahlen für möglich. Die SPD werde dann “erst mal keine entscheidende Rolle mehr spielen”, schreibt der Tagesanzeiger.

Auch die französische Le Monde kommentiert, noch nie sei die Zukunft der Regierung “so ungewiss” gewesen. Immerhin habe es sogar Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für notwendig gehalten, öffentlich auf den Rücktritt von Andrea Nahles zu reagieren.

“SPD hat nichts mehr zu verlieren”

Die Süddeutsche Zeitung erwartet Neuwahlen im Winter des laufenden Jahres: “Die große Koalition torkelt noch einen Sommer; dann ist Schluss.” Deshalb müsse auch die CDU sofort eine Kanzlerkandidatin oder einen -kandidaten finden, schreibt die Zeitung.

Spiegel Online zufolge muss die SPD spätestens auf einem Parteitag im Dezember die große Koalition verlassen. Neuwahlen seien zwar riskant, “aber zu verlieren hat die SPD jetzt nichts mehr”, heißt es. Es werde auch wieder eine Zeit kommen, in der die SPD gebraucht werde.

Die Welt verweist vor allem auf die Ungerechtigkeit, die in dem Rücktritt von Andrea Nahles liege. Die Sozialdemokraten hätten unter ihrer Führung die die Sozial- und Wirtschaftspolitik der großen Koalition bestimmt – sogar mehr als Kanzlerin Merkel, “die immer nur hinsank, wenn die SPD sie genug gezogen hatte”, kommentiert die Zeitung. Allein die Wählerinnen und Wähler hätten es der Partei nicht gedankt.

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