/Großbritannien: 250.000 Demonstranten bei Staatsbesuch von Donald Trump erwartet

Großbritannien: 250.000 Demonstranten bei Staatsbesuch von Donald Trump erwartet

US-Präsident Donald Trump ist zu seinem dreitägigen Staatsbesuch in London eingetroffen. Trump und First Lady Melania Trump wurden am Montag mit einer kleinen Begrüßungszeremonie geehrt. Der US-Botschafter in Großbritannien, Woody Johnson, der britische Außenminister Jeremy Hunt und andere Würdenträger warteten auf ihn. Er salutierte vor 20 Mitgliedern einer Garde und wurde zum Präsidentenhubschrauber Marine One begleitet, um vom Stansted Airport in die Innenstadt von London gebracht zu werden. 

Dort wird das Präsidentenpaar ebenfalls mit militärischen Ehren im Buckingham Palace empfangen. Des Weiteren ist ein Treffen mit
Mitgliedern der Königsfamilie und ein Mittagessen mit Queen Elizabeth II. geplant. Am Nachmittag wollen Prinz Charles und seine Gattin Camilla das Ehepaar Trump zum Tee einladen. Am Abend findet ein Staatsbankett
statt. Am Dienstag ist ein Treffen mit der scheidenden Premierministerin Theresa May geplant.

Begleitet wird der Staatsbesuch von einer Reihe von Demonstrationen und Kundgebungen. Britischen Medien zufolge rechnen Polizei und Veranstalter mit bis
zu 250.000 Teilnehmenden zu den verschiedenen Protestaktionen. Während seines Arbeitsbesuchs im vergangenen Jahr machten auf Londons Straßen ebenfalls zahlreiche Demonstranten gegen den umstrittenen Präsidenten mobil. Vor dem Parlament ließen Aktivisten etwa einen Riesenballon aufsteigen, der Trump als Baby mit Windeln zeigt.

Auch gegen den Arbeitsbesuch des Präsidenten im Juli 2018 hatten zahlreiche Menschen demonstriert, unter anderem mit einem Ballon in Form eines Trump-Babys.
© Tolga Akmen/AFP/Getty Images

Bereits im Vorfeld sorgte Trump mit seinen Äußerungen zur britischen Innenpolitik für Aufsehen. In einem Interview mit der Zeitung Sun bezeichnete er den möglichen Nachfolger von May, den ehemaligen britischen Außenminister und Brexit-Befürworter Boris Johnson, “einen sehr guten
Typen, eine sehr talentierte Person”. Zudem hatte der US-Präsident vor seiner Abreise angedeutet, dass ein Treffen mit Johnson und dem Chef der Brexit-Partei, Nigel Farage, durchaus denkbar sei.

Im Zentrum des Besuchs steht das Jubiläum des sogenannten D-Days am 6.
Juni 1944
: Vor 75 Jahren waren im Zweiten Weltkrieg Truppen der
Alliierten in der von den Nazis besetzten Normandie gelandet. Am
Mittwoch soll deshalb eine Zeremonie im südenglischen Portsmouth
stattfinden. In Frankreich ist für Donnerstag eine weitere Veranstaltung
geplant, zu der Trump aus Großbritannien anreisen soll. Vor seiner Reise nach Frankreich plant der US-Präsident für Mittwoch noch einen Besuch in Irland – zum einen für ein Treffen mit dem irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar, zum anderen, um in seinem Golfclub in Doonbeg Golf zu spielen.

Begleitet wird der US-Präsident während seines Besuchs unter anderen von US-Finanzminister
Steven Mnuchin,
Stabschef Mick Mulvaney und der Beraterin Kellyanne Conway. Der
offizielle Besuch eines Staatsoberhaupts ist in Großbritannien mit
einem detaillierten Protokoll geregelt. Gegen dieses zeremonielle
Protokoll hatte Trump bei einem Arbeitsbesuch im vergangenen Jahr
mehrfach verstoßen. 

“Es war ein schwerer Fehler, ihn überhaupt erst einzuladen”

Auch in britischen Medien wurde der anstehende Besuch Trumps diskutiert: “Es war ein schwerer Fehler, ihn überhaupt erst einzuladen”, schrieb etwa The Guardian. Es sei ein “Akt krasser Verantwortungslosigkeit”, einen solchen Besuch in der gegenwärtigen politischen Krise Großbritanniens zu veranstalten: Trump sei ein Demagoge, “der eine Gefahr für
Frieden, Demokratie und das Klima auf unserem Planeten darstellt”. Mit einem Empfang legitimiere man “seine zerstörerische Politik, seine Vetternwirtschaft und
seine Neigung zur Selbstherrschaft”, hieß es in der Zeitung. 

Anders fiel das Urteil der Financial Times aus: Ein Staatsbesuch gelte der Beziehung zwischen Ländern, nicht der zu einzelnen Personen. Die USA seien mindestens seit den Vierzigerjahren Großbritanniens
engste Verbündete, darum sei es korrekt, Trump auf angemessene Weise zu empfangen.

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