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Cornelia Koppetsch: Die Sehnsucht nach Restauration

Kaum jemand erklärt die Umbrüche unserer Zeit so glänzend wie die Soziologin Cornelia Koppetsch.

Cornelia Koppetsch: Cornelia Koppetsch lehrt in Darmstadt Soziologie.

Cornelia Koppetsch lehrt in Darmstadt Soziologie.
© Jan-Christoph Hartung

Wer die zahlreichen Interviews und Beiträge der Soziologin Cornelia Koppetsch zum Aufstieg der Rechten in den vergangenen Monaten verfolgte, konnte leicht misstrauisch werden. Sie schien ein Erklärungsmodell bereitzustellen, das allzu polemisch auf die Lebensweisen großstädtischer Schichten zielte. Die moralisch verfeinerten Kosmopoliten in den bunten Stadtvierteln würden die sozialen Konflikte, die sie selbst mitverantworteten, verdrängen, argumentierte sie oft. Der Vorwurf neubürgerlicher Heuchelei ist immer schnell zur Hand: Man steckt das eigene Kind in die ethnisch homogene Privatschule und erhebt sich bebend gegen Rechtspopulisten. Man umgibt sich mit Expats und ausländischen Wissenschaftlern, das eigene Milieu ist herrlich weltoffen und vor Populismus gefeit, aber die weltweite Ausbeutung – Grundlage der eigenen Existenz und Motor des Rechtsdralls der Gesellschaft – wird sorgsam ausgeblendet. Kurzum: Als Leser von Koppetschs öffentlichen Meinungsäußerungen war man drauf und dran, die Soziologin in jenem zuwanderungskritischen Flügel der Linkspartei zu verorten, der die Attraktivität der Rechten ausschließlich mit einer sozialen Schieflage und mit der Verlogenheit gesellschaftsliberaler Gentrifizierer erklärt.

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