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Sawsan Chebli: “Ich habe ganz wenig Privatleben”

Sawsan Chebli: Was Sawsan Chebli ganz schlimm fände: "Wenn die Leute sagen würden, dass ich keinen guten Job mache."

Was Sawsan Chebli ganz schlimm fände: “Wenn die Leute sagen würden, dass ich keinen guten Job mache.”
© Andreas Prost für ZEIT ONLINE

“Ein guter Arbeitstag ist, wenn ich das Gefühl habe, es hat was gebracht”, sagt Sawsan Chebli im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 40-Jährige ist in Berlin Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Bevollmächtigte des Landes beim Bund. Was sie ganz schlimm fände: “Wenn die Leute sagen würden, dass ich keinen guten Job mache.”

“Ich habe Arbeit immer als etwas Befreiendes empfunden.”

Sawsan Chebli, Staatssekretärin von Berlin

Chebli wuchs in Berlin auf. Ihre Eltern hatten vor ihrer Geburt 20 Jahre in einem Flüchtlingslager im Libanon gelebt. In Deutschland war die Familie lange nur geduldet. Chebli sagt im Podcast: “Ich habe Arbeit immer als etwas Befreiendes empfunden.” Sie habe nie so arm sein wollen wie ihre Eltern. “Das war immer der Motor, dass ich studiere und versuche, in die Politik zu gehen.”

Heute arbeitet sie meistens von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends, auch am Wochenende sei sie häufig unterwegs, halte Reden oder Grußworte. Sie sagt: “Ich habe ganz wenig Privatleben.” Das fände sie aber okay.  Stress bereite ihr die Arbeit eher nicht. Im Gegenteil zu Shitstorms auf Twitter.

“Alles andere wäre Kapitulation.”

Denn Chebli twittert viel, auch während ihrer Arbeitszeit, zum Beispiel in Sitzungen. Trotzdem betont sie: “Twitter ist nicht Teil meiner Arbeit.” Oft liefert sie sich Kämpfe in dem sozialen Netzwerk. Sie wird beschimpft, weil sie eine Rolex trägt, weil sie eine konservative Muslima ist oder weil sie sich an der #MeToo-Debatte beteiligte. In manchen Wochen erstatte sie 20 bis 30 Anzeigen pro Woche. Warum sie sich das antut? “Alles andere wäre Kapitulation”, sagt Chebli.

Im Podcast spricht Sawsan Chebli auch über ihre Rolle als Chefin. Sie habe zwischen 40 und 50 Mitarbeiterinnen und  Mitarbeiter, für die sie eine “ungewöhnliche Chefin” sei. Sie sagt: “Ich habe vielleicht einen strengeren Ton, bin aber auf der anderen Seite eher so der Kumpel. Man muss sich dran gewöhnen.” Schwer falle ihr, klare Ansagen zu machen. “Ich erwarte ganz häufig von den Mitarbeitern, dass sie mit mir mitdenken.” Stattdessen wollten die aber lieber genau wissen, was sie tun sollen. “Da muss ich besser werden.”

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