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Junge Alternative: “Wednesdays for Wehrpflicht, ich meine, das zieht doch total!”

Die Junge Alternative Berlin fordert in einem Papier, die AfD müsse von den Grünen lernen, Stichwort: Klima und Sympathie. Wir veröffentlichen exklusiv alle Ideen der JA.

Der Berliner Jugendverband der AfD hat nach der Europawahl die eigene Partei aufgefordert, sie müsse die Themen Klimawandel und Umweltschutz “stärker besetzen”. Die AfD bezweifelt, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht sei.

Die Europawahl habe gezeigt, sagt der Vorsitzende der JA Berlin, David Eckert, dass das Klima ein wahlentscheidendes Thema sei. Außerdem fordert er, die AfD “muss in der Außendarstellung personell freundlicher werden.” Anders als bei den Grünen seien die Sympathiewerte für AfD-Politiker “durchgehend mangelhaft”. Es brauche deshalb “besonders wählertaugliche” Politiker.

ZEIT Campus ONLINE wurde das Protokoll der Vorstandssitzung der JA Berlin zugespielt. Darin stehen auch die vom Vorstand acht verworfenen Ideen, die wir hier exklusiv veröffentlichen.

1. Robert Habeck als Kanzlerkandidat abwerben

“Robert Habeck ist ein moderner Mann, der mitten im Leben steht. Das ist genau die Art von Politiker, die wir jetzt brauchen, um die Grünen zu schlagen”, sagte laut dem Protokoll der Vorsitzende Eckert in der Sitzung. “Er ist superbeliebt, trägt nie Krawatten mit Hunden drauf und hat so einen verträumten Blick, der die Frauen schwach werden lässt!”

Eckerts Vorschlag war: Habeck soll mithilfe veganer Gummibärchen von den Grünen abgeworben werden, um 2021 für die AfD zu kandidieren. Der Vorstand entschied sich jedoch mit sieben Gegenstimmen gegen den Vorschlag. Laut Protokoll gab das Argument des Vorstandsmitglieds Lennart Schneider (Ressort: Sonderbeauftragter) den Ausschlag, Habeck sei einfach “zu gay für die AfD”.

2. Die AfD von Twitter löschen

“Wenn ihr Habeck schon nicht wollt, dann könnten wir uns wenigstens von Twitter löschen”, war der zweite Vorschlag von Eckert. Auch dieser wurde abgeschmettert, Vorstandsmitglied Vadim Derksen (Ressort: Soziale Medien) sagte laut Protokoll, er habe “gerade erst mega viel Zeit in unsere Twitter-Bio gesteckt”.

3. Neues Farbschema und Logo

Die stellvertretende Vorsitzende Talisa Barfuss schlug laut Protokoll vor, der AfD ein neues Farbschema und Logo zu geben. “Wie wäre es mit grün-gelb statt diesem furchtbaren hellblau? Und der Pfeil ist so 2013. Um die jungen Leute zu kriegen, brauchen wir was nahbareres. Ne Blume vielleicht?” Beisitzer Ferdinand Vogel schlug Tarnfleck vor, denn: “am nächsten an der Natur ist immer noch der Soldat, der Deckung im Schlamm sucht”. Der Vorschlag scheiterte an Eckert. Er beendete die Diskussion mit: “blau ist meine Lieblingsfarbe und der Pfeil ist geil.”

4. YouTube-Video: Die Zerstörung des Klimawandels

Roman Pankratow (Ressort: YouTube) schlug vor, den Klimawandel mit einem “geilen YouTube-Video wegzuhauen”. Bei der CDU sei das dem YouTuber Rezo ja auch gelungen. “Leute, Greta Thunberg wird uns einfach so feiern, wenn wir den Klimawandel einfach mit unseren Views beenden!!!”, wird Pankratow im Protokoll zitiert. Der Vorschlag wird zunächst von Maik Stüssel (Ressort: Presse) geprüft. Er arbeitet ein elfseitiges PDF aus, um die Idee weiter zu denken.

5. Gegenbewegung zu Fridays for Future

Ferdinand Vogel schlug vor, eine Gegenbewegung zu Fridays for Future zu gründen. “Leute, wie geil wäre es, wenn Hunderttausende junge Patrioten für die Wehrpflicht auf die Straße gehen? Das ist ein Thema, das echt niemand besetzt. Wednesdays for Wehrpflicht, ich meine, das zieht doch total?!” Kritik an dem Vorschlag kam von Eckert, der sagte, “das Problem ist, diese ganzen linksgrünversifften Gutmenschen wollen alle Zivi machen.” Auch die Ideen “Mondays for Meuthen” und “Dienstage for Diesel” wurden abgelehnt.

6. Aus der AfD aus- und den Grünen beitreten

“Anstatt die AfD grün zu machen, könnten wir auch die Grünen zur AfD machen”, wird Lennart Schneider zitiert. “Wenn alle AfD-Mitglieder aus der AfD aus- und den Grünen beiträten, wären wir sofort eine grüne Partei. Und im Bundestag wäre die grüne Fraktion größer als die SPD. Null Prozent Arbeit, 100 Prozent Effekt.” Der Rest des Vorstands war jedoch dagegen, “weil bei den Grünen musst du Veganer sein, um Mitglied zu werden”. “Das geht gar nicht”, sagte der Vorsitzende Eckert.

7. Parteiweit das Du einführen

“Von den Grünen lernen, heißt siegen lernen”, sagte Eckert. “Die Grünen duzen sich doch alle gegenseitig, wie wäre das?” Das Du würde sie quasi sofort sympathischer machen. Kritik kam von Jan Streeck, der sagte, er duze nicht mal seine eigenen Eltern. Vier weitere Mitglieder des Vorstands gaben an, noch nie in ihrem ganzen Leben jemanden geduzt zu haben.

8. Weniger gegen Minderheiten hetzen

“Wir könnten uns mit menschenfeindlichen Aussagen zurückhalten und nur noch Sachen sagen, die mit Artikel 1 des Grundgesetzes vereinbar sind”, schlug Talisa Barfuss laut Protokoll vor. Die JA wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Der Verfassungsschutz begründet das auch mit einem Zitat von Eckert, das er 2016 gesagt haben soll. “Deutschlands Straßen verkommen zum Freiluft-Bordell für eingewanderte Vergewaltiger, und die Politik schaut tatenlos weg”, sagte Eckert damals. In der Sitzung lehnte Eckert Barfuss’ Vorschlag ab. Klimawandel sei zwar wichtig, sagte er in der Sitzung, aber so wichtig ja nun auch nicht.

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