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DFB-Pokal: In Deutschland gewinnt nur einer

Der Verlierer lobte sein Werk. “Wir hätten nicht zu verlieren brauchen”, sagte Leipzigs Trainer Ralf Rangnick auf der Pressekonferenz, “wir waren auf Augenhöhe mit den Bayern”. Bloß an der Chancenverwertung habe es gelegen. Und am Schiedsrichter, der hätte Elfmeter geben müssen.

Das war nicht völlig falsch, beschönigte jedoch die Verhältnisse. Leipzig hatte tatsächlich ein paar Torchancen, es gab Phasen, in denen das Red-Bull-Team die Bayern aus dem Spiel nahm. Doch der Meister war die bessere Mannschaft, und Elfmeter war das nicht. So feierte erneut der FC Bayern. Als Rangnick die Silbermedaille ausgehändigt wurde, verriet sein Gesichtsausdruck deutlich, dass ihm ein anderes Metall lieber gewesen wäre.


RB Leipzig wird von den Bayern als noch gefährlicher eingestuft als Borussia Dortmund. Das gilt für die Zukunft, aber auch vor diesem Finale hatte der FC Bayern Respekt. Niko Kovač nannte Leipzig, mit einem lieben Gruß an Dortmund, mehrfach den “schwerstmöglichen Gegner”. Doch das Finale, das die Bayern 3:0 gewannen und sich so das Double sicherten, zeigte, dass ihr neuer Konkurrent ein bisschen mitspielen kann. Sie schlagen kann er nicht.


Rangnick muss an die guten fünfundzwanzig Minuten zu Beginn des Spiels gedacht haben. Gegen schwache Bayern war Leipzig energischer. Heraus sprangen ein zufällig entstandener Eckball und daraus eine sehr große Chance durch Yussuf Poulsen, der an die Latte köpfte. Manuel Neuer hatte sie mit einer 2014er-Gedächtnisfaust dorthin gelenkt. Im WM-Viertelfinale gegen Frankreich sicherte er damals auf diese Art den Sieg.

Das erste Tor fiel auf der anderen Seite, aus einer recht harmlosen Situation und in einer Phase, für die die Fußballwelt die Phrase “aus dem Nichts” verwendet. David Alaba flankte, Robert Lewandowski köpfte, sich vom Tor wegbewegend, ins Netz. Leipzigs Keeper Péter Gulácsi rechnete nicht damit, dass der Ball aufs Tor kommt. Das war stark gemacht und traf Leipzig schwer. Nun hätte Bayern mit einigen guten Chancen die Partie entscheiden können. Die lange überlegene Rangnick-Elf musste dankbar sein für den Halbzeitpfiff und den knappen Rückstand.

Die beste Flügelzange der Liga

Die zweite Halbzeit begann mit Emil Forsberg, der alleingelassen und mit Ball am Fuß auf das Bayern-Tor zusteuerte. Erneut parierte Neuer mächtig. Dann noch eine Gelegenheit für Leipzig, als Timo Werner in seiner einzigen starken Szene schoss. Doch wenn Niklas Süle auf der Linie steht, ist nicht mehr viel Platz für den Ball.

Es war Leipzigs beste Phase, allerdings waren die Bayern auch stets gefährlich. Die Entscheidung fiel, als Kingsley Coman den Ball weich auf seinen Fuß bettete und mit einer geschickten Täuschung seinen Gegenspieler Lukas Klostermann aussehen ließ wie eine der vielen steinernen Skulpturen im Umfeld des Olympiastadions. Ein elegantes Tor. Zum Schluss setzte sich Lewandowski durch, enteilte seinen Fängern und lupfte mit dem schwachen linken Fuß über den Tormann. Die Aktion eines Könners, der, ungewöhnlich für ihn, das Trikot auszog, über die Bande sprang und in die Kurve rannte.

Das vierte Tor war auch noch möglich, lauter als die eingewechselten und scheidenden Arjen Robben und Franck Ribéry hätten die Bayernfans es auch nicht bejubeln können. Die beste Flügelzange der Bundesligageschichte wird nach einem glorreichen Jahrzehnt den Verein verlassen.

Mit Leidenschaft, aber spielerisch simpel

3:0 – so klar enden DFB-Pokalendspiele in der Regel nicht. Und so klar war die Angelegenheit nicht. Doch auch die übrige Statistik spricht gegen Rangnick und für Bayern: 18:11 Torschüsse, 57 Prozent Ballbesitz, 78:69 Prozent Passquote.

78 und 69 sind beides keine herausragenden Werte. Folglich rumpelte es bisweilen gewaltig. Wer noch die jüngsten Champions-League-Spiele vor Augen hatte, begriff, warum die beiden Teams schon früh im Europapokal gescheitert waren. Leipzig kickt mit Leidenschaft, aber spielerisch ist das oft sehr simpel.

Gleich den ersten Ball, unmittelbar nach dem Anstoß, haute der Abwehrspieler weit nach vorne. Es gab viele solcher Szenen, einmal schlug Werner blind eine Rückwärtskerze, die weit im Seitenaus landete. Auf Kombinationen legt der Pressingmeister Rangnick wenig Wert. Gegen schwächere Teams gewannen die Leipziger in dieser Saison häufig. Aber gegen Bayern und Dortmund haben sie von fünf Spielen vier verloren und keins gewonnen.

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