/Judenfeindlichkeit: “Kippa nicht überall zu empfehlen”

Judenfeindlichkeit: “Kippa nicht überall zu empfehlen”

Das Tragen einer Kippa ist in Deutschland offenbar wieder riskant. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat Juden in Deutschland davor gewarnt, die Kopfbedeckung aufzusetzen. “Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen”, sagte Klein den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er habe seine Meinung im Vergleich zu früher leider geändert, sagte Klein. Er begründete die Entwicklung mit einer “zunehmenden gesellschaftlichen Enthemmung und Verrohung”.

Das Internet und die sozialen Medien haben Kleins Ansicht nach stark dazu beigetragen, aber auch “die fortgesetzten Angriffe auf unsere Erinnerungskultur.” Etwa 90 Prozent der antisemitischen Straftaten in Deutschland seien dem rechtsradikalen Umfeld zuzurechnen. Muslimische Täter guckten oft arabische Sender, “in denen ein fatales Bild von Israel und Juden vermittelt wird”.

Klein forderte angesichts des starken Anstiegs antisemitischer Straftaten Schulungen für Polizisten, Polizistinnen und andere Beamte. Es gebe “viel Unsicherheit bei Polizisten und bei Behördenmitarbeitern im Umgang mit Antisemitismus”, sagte er. Viele wüssten nicht, was erlaubt sei und was nicht. Es gebe eine klare Definition von Antisemitismus, und die müsse in den Polizeischulen gelehrt werden. “Genauso gehört sie in die Ausbildung der Lehrer und Juristen”, sagte der Antisemitismus-Beauftragte.

Im April waren im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg zwei Kippa tragende Männer antisemitisch beleidigt und geschlagen worden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte anschließend ein “hartes Vorgehen” gegen Antisemitismus gefordert. Die Zahl antisemitischer Straftaten in Berlin steigt seit Jahren. 2017 erfasste die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) in Berlin 947 antisemitische Vorfälle, darunter 18 Angriffe, 23 Bedrohungen und 42 Sachbeschädigungen. Gezählt werden dabei auch nichtstrafrechtlich relevante Vorfälle.

Die Regierungskoaltion schuf daher den Posten des Antisemitismusbeauftragten, auf den vor einem Jahr der Diplomat Felix Kleinn aus dem Auswärtigen Amt wechselte. 

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