/Dieter Zetsche: Daimler-Chef kündigt zum Abschied Sparkurs an

Dieter Zetsche: Daimler-Chef kündigt zum Abschied Sparkurs an

Nach mehr als 13 Jahren hat sich Dieter Zetsche als Vorstandschef bei Daimler verabschiedet. Zum Abschied bei der Hauptversammlung in Berlin schwor er den Konzern auf einen strikten Sparkurs ein: “Alles steht auf dem Prüfstand.” Im gesamten Unternehmen müssten Kosten sinken und die Effizienz steigen.

Zetsche hatte schon im Februar “Gegenmaßnahmen” angekündigt, nachdem der Konzern für 2018 einen deutlichen Gewinneinbruch vermeldet hatte. Dazu trugen die weltweiten Handelskonflikte, teure Dieselrückrufe und Probleme bei der Umstellung auf den neuen Abgasteststandard WLTP bei. Allein der Dieselskandal habe 2018 einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag gekostet, sagte der ebenfalls scheidende Finanzchef Bodo Uebber.

“Die neuen zusätzlichen Technologien im Auto haben ihren Preis”, sagte Zetsche nun. Die Fahrzeuge für die Kunden nicht unerschwinglich werden zu lassen, sei nun die große Aufgabe. Daimler investiert derzeit Milliarden in die Elektromobilität, bis 2040 soll die gesamte Neuwagenflotte CO2-neutral werden. Bereits 2022 soll jeder Mercedes zumindest teilweise mit Strom fahren, gerade kam das erste reine E-Modell auf den Markt.

Konzernumbau mit Projekt Zukunft

Bis 2039 will der Konzern
außerdem Lieferketten, Produktion und Nutzung klimaneutral gestalten. “Im Zentrum
der Aufmerksamkeit steht derzeit aber vor allem das emissionsarme
Auto”, sagte Zetsche. Er verteidigte aber auch den Dieselmotor, der “in
Europa noch für mindestens ein Jahrzehnt eine wichtige Rolle spielen”
werde. Die Emissionsprobleme seien technisch gelöst.

Unter Zetsches Nachfolger Ola Källenius soll ein umfassender Konzernumbau unter dem Namen Projekt Zukunft Daimler schneller und flexibler machen. Am Mittwochabend übernimmt der 49-jährige bisherige Entwicklungschef das Amt offiziell. In den kommenden Monaten soll der Konzern in drei rechtlich selbstständige Einheiten unter dem Dach der Daimler AG aufgeteilt werden. Das Geschäft mit Autos und Vans wird so von der Lastwagen- und Bussparte und den Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen getrennt. Die einzelnen Sparten-AGs sollen beweglicher sein, auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen soll einfacher werden. “Wir müssen nicht alles allein machen”, sagte Zetsche. Bis zu 700 Millionen Euro kostet der Umbau einmalig.

Kritik am Umgang mit Dieselskandal und mangelnder Effizienz

Kritik musste sich Zetsche an seinem letzten Tag aber auch anhören: an
der finanziellen Performance, aber auch am Umgang etwa mit dem
Dieselskandal, in dem Daimler immer noch im Visier von Behörden und
Ermittlern ist. Ricardo Wintzer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sprach in Anspielung auf das Projekt Zukunft vom
“Projekt Vergangenheit” – und meinte damit eben teure Dieselrückrufe,
Verkaufsstopps und Kartellverfahren.

Vielen Aktionärinnen und Aktionären bleibt unterm Strich schlicht auch zu wenig übrig. “Daimler hat ein chronisches Effizienzproblem, das Herr Zetsche nie wirklich angepackt hat”, kritisierte Janne Werning von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Daimler kämpfe an allen Fronten, und die Renditeziele seien in weite Ferne gerückt, stellte auch Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment fest.

Zetsche hatte 2006 die Führung des Daimler-Konzerns übernommen. In seine Amtszeit fiel die Rücknahme der Fusion mit dem US-Autohersteller Chrysler. Nach der Finanzkrise führte er den Konzern aus einer schweren Flaute.

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