/Frankreich: Ärzte müssen Behandlung von Komapatient wieder aufnehmen

Frankreich: Ärzte müssen Behandlung von Komapatient wieder aufnehmen

Der französische Komapatient Vincent Lambert soll weiter am Leben erhalten werden. Nachdem seine Ärzte am Montag die künstliche Ernährung beendet hatten, ordnete ein Gericht in Paris deren Wiederaufnahme an. Das Berufungsgericht wies die Behörden an, “alle Maßnahmen” zu ergreifen, um Lambert am Leben zu halten.  

Das Gericht verwies in seiner Entscheidung, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, auf entsprechende Forderungen des UN-Ausschusses zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderungen. Lamberts Eltern hatten den Ausschuss eingeschaltet.

Der Chef der Palliativmedizin in Reims, Vincent Sanchez, hatte die Familie per E-Mail über das Ende der künstlichen Ernährung für ihren Sohn informiert. Gleichzeitig würden Lambert “tiefgehend und kontinuierlich” Beruhigungsmittel verabreicht.

“Ein absoluter Skandal”

“Das ist eine Schande, ein absoluter Skandal”, sagte der Anwalt der Eltern, Jean Paillot, nach der Entscheidung der Ärzte. Lamberts Mutter, Viviane Lambert, und sein Vater, Pierre Lambert, hätten sich nicht einmal von ihrem Sohn verabschieden können.

Die 73-Jährige und ihr 90-jähriger Mann legten noch am Montag erneut Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg ein. Das Gericht wies diese bereits nach wenigen Stunden ab mit der Begründung, es gebe keine “neuen Elemente” in dem Fall.

In dem jahrelangen Rechtsstreit hatte der EGMR bereits zweimal gegen die Eltern entschieden, zuletzt Ende April. Zuvor hatte auch der Pariser Staatsrat als oberstes Verwaltungsgericht im Sinne der Ärzte geurteilt. Die Mediziner berufen sich bei ihrer Entscheidung auf ein Gesetz von
2016. Demnach kann eine Behandlung beendet werden, wenn sie “unnütz und
unverhältnismäßig erscheint oder nur dazu dient, das Leben künstlich zu
erhalten”.

Laut einem Gutachten ist Lambert nicht bei Bewusstsein

Vincent Lambert ist seit einem Unfall 2008 querschnittsgelähmt und kann nicht mehr sprechen. Laut einem Gutachten ist er nicht bei Bewusstsein und sein Zustand dürfte sich nicht verbessern. Lamberts Frau Rachel und sechs Brüder und Schwestern befürworten das Ende der lebenserhaltenden Maßnahmen. Sie berufen sich darauf, dass er sich stets gegen eine künstliche Verlängerung seines Lebens ausgesprochen habe. “Ihn gehen zu sehen, bedeutet, ihn als Menschen zu sehen, der befreit ist”, sagte Rachel Lambert.

Die Eltern des früheren Krankenpflegers hatten auch Präsident Emmanuel Macron um Unterstützung gebeten. Dieser wies den Hilferuf ab. Es stehe ihm nicht zu, die Entscheidung der Ärzte aufzuheben. “Sie steht im Einklang mit unseren Gesetzen.”

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