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WikiLeaks-Affäre: Chelsea Manning muss freikommen

Auch wenn manche die Whistleblowerin Chelsea Manning gerne mit einer Freiheitsmedaille auszeichnen würden: Die Preisgabe von Hunderttausenden zum Teil geheimen Dokumenten der amerikanischen Streitkräfte und des US-Außenministeriums an die Enthüllungsplattform WikiLeaks und deren Sprecher Julian Assange Anfang 2010 war nicht ruhmreich. Zu Recht wurde Chelsea Manning dafür wegen Spionage bestraft. Sieben Jahre lang saß die ehemalige Soldatin dafür im Gefängnis, bis der damalige Präsident Barack Obama ihr 2017 den Rest ihrer 35-jährigen Freiheitsstrafe erließ.

Nun sitzt Chelsea Manning wieder hinter Gittern. In der vergangenen Woche hat ein Gericht in Virginia sie zum zweiten Mal in diesem Jahr in Beugehaft genommen, weil sie sich standhaft weigert, als Zeugin vor einer Grand Jury in dem Ermittlungsverfahren gegen Julian Assange auszusagen. Dieser Justizakt gegen Manning ist allerdings reine Schikane und obendrein ein juristisches Trauerspiel. 

Amerikas Justiz hofft, jetzt endlich auch Assange, dem damaligen Verbreiter der geheimen Dokumente, den Prozess machen zu können. Der Australier und WikiLeaks-Sprecher hatte sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London Asyl genossen und sich so den Fängen der Justiz entzogen. Doch auf Anordnung des neuen Präsidenten von Ecuador musste er vor Kurzem seinen sicheren Zufluchtsort verlassen. Seitdem sitzt er in London in Haft, derweil die Amerikaner seine Auslieferung wegen des Verdachts auf Hochverrat begehrten und die Schweden wegen des Verdachts der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs.  

Aber hier geht es um Manning, nicht um Assange: Bis zu ihrer unehrenhaften Entlassung diente Manning den amerikanischen Streitkräften als Nachrichtenanalystin. Als solche und als IT-Spezialistin hatte Manning im Irak Zugang zu als “streng geheim” eingestuften Dokumenten, die in den Datenbanken des amerikanischen Verteidigungs- sowie des Außenministeriums gespeichert waren.

Aus Entsetzen über die “Sinnlosigkeit” der Kriege im Irak und Afghanistan, wie Manning später im Strafprozess aussagte, entschied sie, möglichst viele in den Datenbänken vorhandene Informationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – vertrauliche und nicht geheime. Anfang Januar 2010 lud sie 400.000 den Irakkrieg betreffende Dokumente herunter und brannte sie auf CDs. Wenige Tage später tat sie das mit etwa 91.000 Daten aus dem Afghanistankrieg. 

Neben Informationen, die mehrere Dutzend Fälle von Folter durch US-Soldaten belegen, befand sich darunter auch eine erschreckende Videoaufnahme aus dem Sommer 2007. Sie zeigt einen US-Kampfhubschrauber, der gezielt irakische Zivilisten und Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters beschießt und etliche von ihnen tötet. Die Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichte diese von ihr zuvor bearbeitete Aufzeichnung im April 2010 unter dem Titel “Collateral Murder“.

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