/Hauskauf: In Hiddenhausen locken sie junge Leute in alte Häuser

Hauskauf: In Hiddenhausen locken sie junge Leute in alte Häuser

Es gab Tage, da haben sie selbst nicht mehr daran
geglaubt, dass sie den Einzug ins Eigenheim noch erleben würden. Vor allem nicht
den in dieses Haus. Dabei sind Melanie und Jörg Schneider beide erst 38
und 40 Jahre alt. Fünf Jahre haben sie gesucht, über drei
Jahre lang umgebaut. Seit ein paar Monaten wohnen sie endlich mit ihrer kleinen Tochter im Grünen, in einem liebevoll renovierten Altbau. Sie haben vom Schlafzimmer einen Blick bis
ins nahe Wiehengebirge und können zu Fuß ins alte Dorfzentrum von Eilshausen laufen, bis
zum Bäcker, zum Eiscafé und zum nächsten Supermarkt. Das Beste aber ist, so
findet Melanie Schneider, dass die Schwiegereltern einfach so in Hauspuschen rüberlaufen könnten, denn sie wohnen
schräg gegenüber.

Vom eigenen Haus in ihrer Heimatgemeinde Hiddenhausen hatten die
beiden Ostwestfalen lange geträumt. “Und wir haben auch ewig danach gesucht”,
sagen sie. Es war alles andere als leicht, ein familientaugliches Heim
zu finden, selbst hier oben am äußersten Rand von Nordrhein-Westfalen. Doch das lag
weniger an ihren Ansprüchen.

Keine Neubauviertel mehr

“Ein bisschen
grün soll es sein” und “groß genug für mindestens drei” und “möglichst nicht
teurer als 400.000 Euro”, das waren ihre Vorstellungen. Natürlich dachten sie auch übers Bauen nach,
ihnen fehlte aber noch das passende Grundstück dafür. Nur eines konnten sie
sich von Anfang an nicht vorstellen: “Eines dieser Kataloghäuser auf neu
geschaffenem Bauland mitten im Wendehammer.” Stattdessen wollten sie “ein Haus
mit Charme” und eines, das lieber mitten im Dorf steht als am Ende der Welt.

Hauskauf: Familie Schneider im renovierten Altbau

Familie Schneider im renovierten Altbau
© Nadine Oberhuber für ZEIT ONLINE

Gefunden haben sie “einen alten Kotten”, so nennt man
das hier. Zu dem Haus gibt es Pläne von 1881, es
ist aber gut und gerne noch 50 Jahre älter. Geholfen hat ihnen dabei die Gemeinde Hiddenhausen, die keine
Neubauviertel mehr ausweist – sondern bewusst den Kauf alter und älterer
Häuser fördert.
Das Haus der Schneiders ist eines mit großer Wohnküche, in dem es vor einigen Jahren noch ein
Plumpsklo gab und einen Ziegenstall.

Die Familie musste das alte Haus vollständig
umbauen, weil die Statikerin beinahe in Ohnmacht fiel, als sie den Dachstuhl
sah. Nur eine Handvoll Wände blieben am Ende stehen. Der Rest ist mit alten
Materialien nahezu komplett neu aus- und umgebaut. “Zwischendurch haben wir uns
selbst gefragt: Wird das jemals fertig? Und warum tun wir uns das eigentlich
an?”

Was ihnen aber schon die Suche schwer machte, war der angespannte Häusermarkt auch in ihrer Region. Bei mehreren Objekten kamen sie nicht
zum Zuge, weil es etliche andere Kaufwillige gab. Die Familie von Jörg Schneider
stammt aus Hiddenhausen, einer 20-Tausend-Einwohner-Gemeinde im Städtedreieck
zwischen Herford, Minden und Osnabrück. Melanie kommt aus der direkten
Nachbargemeinde Enger. 

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