/Friedrich Merz: Wird der doch noch was?

Friedrich Merz: Wird der doch noch was?

Acht Tage sind es noch bis zur Europawahl – und außer Politprofis scheint das den wenigsten so richtig aufgefallen zu sein. Der Wahlkampf tröpfelt mehr so höhepunktlos vor sich hin, auch bei der Union. CDU und CSU werden von einem freundlichen, aber weithin unbekannten Bayern angeführt. Vielleicht braucht es da einen, der an der Parteibasis gut ankommt, und richtig einheizen kann – einen wie Friedrich Merz. Der hat zwar noch nie eine Kampagne geleitet außer für sich selbst, aber die Emotionen der CDU in Wallung zu bringen, darauf versteht er sich.

Und dafür ist er gekommen. Samstagvormittag, ein Veranstaltungsraum im Süden von Jena. Thüringen: Hier wurde Merz bei seiner Rückkehr in die Politik letzten Herbst teils frenetisch gefeiert. In drei Minuten soll er gemeinsam mit CDU-Landeschef Mike Mohring über Europa sprechen, da schnappt sich die Moderatorin das Mikrofon: “Kommen Sie doch gerne noch ein paar Schritte nach vorne”, säuselt sie von der Bühne ans Publikum gerichtet. Tatsächlich ist der Raum, ausgelegt für mehrere Hundert Leute, nur etwas mehr als halb voll. Verstreut über alle Ecken sieht es noch leerer aus. Im Europawahlkampf hilft scheinbar nicht mal mehr ein Merz, um Säle zu füllen.

Wenig später, Merz hat gerade angefangen zu reden, – ein paar Nachzügler sind noch eingetrudelt und scharen sich artig vor der Bühne – kommt doch so was wie Stimmung auf. Dabei hat Merz bisher nur gesagt, dass er Thüringen schön findet. Schon brandet Applaus auf. Es ist gespenstisch, wie leicht es dem ehemaligen Chef der Unionsfraktion immer noch gelingt, ein Publikum für sich einzunehmen.

Dabei ist das Verhältnis einiger ostdeutscher CDU-Landesverbände zu Merz durchaus ambivalent. Genauso übrigens wie zu CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer

Beliebt ist er noch immer

Der Jubel für Merz war und ist groß an der Basis. In den Führungsetagen der Landesverbände ahnt man aber, dass das, was Merz so beliebt macht – sein schnelles Mundwerk und seine Liebe zur Pointe –, genauso schnell ins Verderben führen kann: “Merz hätte man hier als CDU-Chef im Landtagswahlkampf die Hosen runtergezogen”, glaubt ein führender Ost-CDUler, der im Herbst eine Landtagswahl gewinnen will. Er weiß, wie viele seiner Kollegen aus Brandenburg, Thüringen und Sachsen, was er an seiner neuen Chefin hat.

Begeisterung für Kramp-Karrenbauer will zwar nicht direkt aufkommen. Dafür hat sich eine freundliche Aufgeschlossenheit eingestellt. Ihr Bemühen, die Partei zu einen und inhaltlich zu profilieren, kommt gut an. Außerdem weiß man um ihr strategisches Geschick. Kramp-Karrenbauer kennt die Partei wie niemand sonst. Sie hat bewiesen, dass sie Wahlkämpfe leiten und gewinnen kann.

Beinahe-CDU-Chef Merz hatte das Rennen gegen Kramp-Karrenbauer auch dadurch verspielt, dass er auf dem Parteitag in Hamburg Anfang Dezember eine Kanzlerrede hielt: zu weltpolitisch und von oben herab. Während Kramp-Karrenbauer ihre bis dahin beste Rede ablieferte, eine sehr persönliche. So sehen das nicht wenige in der CDU.

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