/FC Bayern: Party im Altenheim

FC Bayern: Party im Altenheim

Das erste Weißbier bekam Niko Kovac ab. Er war ehrlich überrascht, ein Anfängerfehler, weil Weißbierduschen seit vielen Jahren zur Bundesliga gehören wie Eckfahnen und Torpfosten. Kovac musste sich erstmal schütteln, der schöne Pulli, die ordentlich zurechtgemachten Haare, die seit August ein wenig grauer geworden sind. Der Angriff erfolgte von Arjen Robben, der dafür einen seiner zünftigen Sprints vom rechten Flügel aus hinlegen musste, der Mann ist halt ein Vollprofi. Und damit wären bereits zwei der drei Hauptdarsteller dieses Meisternachmittags genannt.

Der FC Bayern ist mal wieder Deutscher Meister, aber das war nach dem 5:1 über Eintracht Frankfurt an diesem Samstag fast schon Nebensache. Zum einen, weil so etwas ja öfter passiert, zu erkennen an den 28 riesigen dekorativen Pappmeisterschalen, die nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen drapiert wurden, eine für jeden bisherigen Titel.

Zum anderen, weil es nur drei Minuten lang wirklich spannend war: Zwischen dem 1:1 für die Frankfurter, als die Münchner es kurz mit der Angst zu tun bekamen, doch noch alles zu verspielen, und dem 2:1 von David Alaba in der 53. Minute. Danach ging nichts mehr für die Eintracht.

Profis werden zu Menschen

Statt einen der spannendsten feierten die Münchner einen der emotionalsten Siege, die es je in der Allianz Arena gegeben hat. So herzlich ging es zu, so viel Rührung, so viele Tränen. Und es gab diese Szenen, die selten sind im Fußballbusiness. Die es nur gibt, wenn alle Anspannung abfällt und die sonst so professionellen Profis zu Menschen werden.

Da rollern die Söhne von Javi Martinez unter dem Jubel der Fans einen Ball nach dem anderen ins Tor, während Mats Hummels versucht, die große Pappmeisterschale von 1997 zu schultern. Da machte Kingsley Coman Selfies mit seiner Familie, während Rafinha mit dem Weißbierglas in der Hand neue Opfer suchte. Die Gläser werden übrigens von sehr langhaarigen, meist sehr blonden Frauen im Dirndl immer wieder aufs Neue rangeschafft.

Bevor man sich fragt, welche Gesellschaft das abbildet, schnappt sich Franck Ribery das Mikrofon und möchte bei seinem letzten Auftritt in seinem Stadion noch ein paar Worte an die Südkurve richten. Die aber singt einfach “Oh, Franck Ribery” zur Melodie von “Oh, Champs-Elysees” und Ribery kommen die Tränen und er kann nur noch “Ich liebe eusch” schluchzen und nun kommen sehr vielen Menschen im Stadion ebenfalls die Tränen. Puh.

Hits: 4