/Erbin: Verena Bahlsen entschuldigt sich für Aussage über NS-Zwangsarbeiter

Erbin: Verena Bahlsen entschuldigt sich für Aussage über NS-Zwangsarbeiter

Die Unternehmenserbin Verena Bahlsen hat sich für ihre Äußerung zu Zwangsarbeitern, die die Firma Bahlsen während des Zweiten Weltkriegs beschäftigt hatte, entschuldigt. Sie bezeichnete ihre Worte als unbedachte Äußerung und als Fehler. “Als Nachfolgegeneration haben wir Verantwortung für unsere
Geschichte; ich entschuldige mich ausdrücklich bei all denen, deren
Gefühle ich verletzt habe”, teilte Bahlsen mit.

Eine Verklärung der historischen Umstände sei niemals ihre Absicht gewesen: “Nichts liegt mir ferner, als
den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen”, hieß es in der Mitteilung der Erbin. Ihr sei klar geworden, dass sie sich intensiver mit
der Geschichte des Unternehmens, dessen Namen sie trage, beschäftigen
müsse.

Nach einer umstrittenen Kapitalismus-Rede auf einem Marketingkongress in Hamburg in der vergangenen Woche hatte Bahlsen gegenüber der Bild-Zeitung zum Thema von Zwangsarbeit während der Herrschaft der Nationalsozialisten gesagt: “Das war vor meiner Zeit und wir haben
die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut
behandelt.” Das Unternehmen habe
“sich nichts zuschulden kommen lassen”.

Diese Äußerungen waren vielfach und auch international kritisiert worden. Unter anderen berichteten die britische Zeitung The Telegraph und auch die New York Times über den Fall. Unter Historikern gilt als unstrittig, dass auch das Unternehmen Bahlsen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nicht “gut behandelt” haben könne. Der Geschichtsprofessor Ulrich Herbert, den die ZEIT dazu befragte, gab an, dass Unternehmen Zwangsarbeitern lediglich ein Drittel bis höchstens die Hälfte des Lohns bezahlen mussten, den deutsche Arbeiter
erhielten. Das habe ein Gesetz zu sogenannten minderen Lohnsätzen vorgeschrieben. Dass Bahlsen entgegen der damaligen Vorschriften alle Arbeiter gleich entlohnte,
dürfe bezweifelt werden.

Am Montag hatte der Kekshersteller mit einer Pressemitteilung nochmals bestätigt,
dass während des Krieges rund 200 Zwangsarbeiter, vorwiegend Frauen,
eingesetzt habe. Im Jahr 2000 und 2001 habe die Firma 1,5
Millionen D-Mark an eine Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft
überwiesen, die damit Zwangsarbeiter entschädigte. Man sei sich bewusst,
“welch großes Leid und Unrecht” den Zwangsarbeiterinnen widerfahren sei, und
man erkenne seine moralische und historische Verantwortung.

Die 26-jährige Verena Bahlsen ist eines von vier Kindern des Unternehmers Werner Michael Bahlsen. Ihr gehört ein Viertel des Bahlsen-Konzerns, der seinen Sitz in Hannover hat. Die Unternehmensgruppe macht einen Jahresumsatz von knapp 560 Millionen Euro.

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