/Lügde: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen zwei Beschuldigte

Lügde: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen zwei Beschuldigte

Im Fall des langjährigen sexuellen Missbrauchs von Kindern auf einem Campingplatz im ostwestfälischen
Lügde
hat die Staatsanwaltschaft Detmold Anklage erhoben. Nach Angaben des Landgerichts Detmold wurde die Anklageschrift an die Beschuldigten, darunter an den 56-jährigen Hauptverdächtigen, weitergeleitet und um Stellungnahme gebeten. Die Jugendschutzkammer werde in den kommenden Wochen die rund 70-seitige Anklage mit dazugehörigen Haupt- und Fallakten prüfen. Danach werde entschieden, ob sie zur Hauptverhandlung zugelassen wird. 

Der Fall im nordrhein-westfälischen Landkreis Lippe war Ende Januar bekannt geworden. Seit Herbst vergangenen Jahres hatten die Behörden ermittelt und den Hauptverdächtigen Ende November festgenommen. Der Dauercamper soll auf seiner Parzelle auf dem Campingplatz
Eichwald in der ostwestfälischen Stadt Lügde insgesamt 28 Opfer selbst missbraucht
haben. Zudem soll er missbrauchte Kinder dazu gezwungen haben, an
anderen Kindern Sexualstraftaten vorzunehmen.

Diese Taten soll der Mann nicht allein begangen haben. Zwei mutmaßliche Komplizen sitzen ebenfalls in Untersuchungshaft. Einer von ihnen
soll in dem fraglichen Zeitraum selbst 18 Kinder sexuell missbraucht, der
andere Kindesmissbrauch live im Internet verfolgt haben. Zudem wird gegen weitere fünf Personen ermittelt – wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs, des Besitzes von kinderpornografischem Material oder Strafvereitelung im Amt.

Insgesamt identifizierten die Ermittler 41 Opfer, die zur Tatzeit zwischen drei und vierzehn Jahre alt waren. Medienberichten zufolge gehen sie davon aus, dass der Hauptverdächtige bereits in den Neunzigerjahren Kinder missbraucht hat. Diese
Fälle sind jedoch verjährt. Die Ermittler konzentrierten sich deshalb auf den
Zeitraum der vergangenen zehn Jahre.

LKA-Ermittlungen sollen verstärkt werden

Für die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ist aus dem Missbrauchsfall längst auch ein Polizeiskandal geworden. Unter anderem verschwanden 155 bei dem Dauercamper sichergestellte CDs
und DVDs aus einem Asservatenraum, mehrere Beamte von der Polizei Lippe
wurden bereits versetzt oder suspendiert.
Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) musste in mehreren von der
Opposition beantragten Sondersitzungen des Landtags Rede und Antwort
stehen – unter anderem auch zu der Frage, warum Polizei und Jugendämter früheren
Hinweisen nicht nachgegangen sind.

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete, soll die Zahl der
Ermittler gegen Kinderpornografie im Landeskriminalamt (LKA) mehr als
verdoppelt werden. Demnach sind bislang zwölf Beamte vorwiegend mit der
Sichtung und Bewertung von Fotos und Filmen mit kinderpornografischem
Inhalt befasst und sollen demnächst von 20 zusätzlichen Kolleginnen und
Kollegen unterstützt werden. Wie ein Ministeriumssprecher der Zeitung
sagte, wurde die Aufstockung bereits im Herbst 2018 angeordnet –
also bereits vor Bekanntwerden des Missbrauchsskandals von Lüdge.

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